Dienstag, 31. Januar 2012

Wenn ich das schon sehe… - Medienkritik Superbowl

Hach nee, nur noch ein paar Tage bis zum Superbowl (in der Nacht auf Montag, 0:30Uhr), alle Football-fans sind schon richtig angefixt, aber wenn man so in die deutschen Medien schaut…: tote Hose. Für uns, die diesen Sport einfach total faszinierend finden und gerne sehen würden, wie darüber mehr berichtet wird, blutet es das Herz.
Wir hatten hier schon gepostet, wie plump die Medien in Deutschland versuchen, das Thema Football rüberzubringen: unheimlich plakativ und klischeehaft.
Ich find es an der Zeit mal in diesem Jahr zu schauen, ob das irgendwie besser wird? Eine kleine Medienkritik 2012 quasi!
Schauen wir uns also mal die Medienlandschaft an: zunächst muss man erstmal erwähnen, dass dieses Jahr der Superbowl nicht mehr wie die Jahre zuvor von der guten alten ARD übertragen wird, sondern von Sat1 in einem „ran-Spezial“. Und nicht nur das: Das Event wird sogar als Livestream bereitgestellt!
Was diese Lizenzverschiebung nun bedeutet, weiß ich nicht, aber immerhin ein gutes Zeichen, dass sich offensichtlich auch private Fernsehsender an Übertragungsrechten für den Superbowl interessieren und sich die ARD nicht wie sonst immer quasi genötigt fühlen musste, das größte Einzelsportereignis des Jahres zu übertragen. So traten die ARD-Reporter/Redakteure dann jedenfalls meist auf: ziemlich uninspiriert und ohne Euphorie. Gerhard Delling sagt was zu American Football? Also bitte, wer soll denn da zusätzlich als Zuschauer gewonnen werden?? Niemand? (Nebenbei bemerkt, ist dies bei vielen „Rand“-sportarten zu erkennen – ich erinnere mich noch an die Basketball-Nationalmannschaft Anfang der 2000er, die mit einem jungen Dirk Nowitzki sensationell auf einmal um Titel und Medaillen mitspielte und die ARD das große Geschäft witterte und gleich mal mehrere Meisterschaften übertragen wollte. Da zerrte man Dirk nach einer verheerenden Niederlage schon mal direkt zur Live-Schalte in die Tagesthemen und ahnungslose Reporter fragten ihn, wie es ihm denn nun gehe… beung! Sowas kann nur die ARD)
Nun also ran… naja. Ich dachte mir nichts Böses und schaute mal auf die Internetseite des Senders, um näheres zu erfahren. Doch da sprang es mich schon an: „Super Bowl bei Twitter. Das twittern die Stars der Giants und Patriots vor dem Spiel“…  wow. Na ganz toll. Was ich schon immer wissen wollte! Nee nee, dachte wieder einer in der Redaktion er müsse was ganz neues und hippes machen und gleich mal die junge Zielgruppe ansprechen. Also kam das bei raus. Brillant möchte man fast meinen…
Aber ich will mal nicht zu kritisch sein, denn man möge es kaum glauben: Es wird besser ;)
Denn entgegen der letzten Jahre wird mal richtig was geboten: News rund um den Superbowl gibt’s durch einen weiteren Klick und man könnte fast denken, die meinen es ernst. Tiefgründige Analysen sind zwar auch hier fehl am Platz (die gibt’s nur hier bei uns!!!), aber immerhin erfährt der geneigte Leser alles wichtige der letzten Wochen: Trainerentlassungen und -neuverpflichtungen, wer den ProBowl gewonnen hat (dieses Jahr die AFC) oder auf wen die Stars der Liga im Superbowl setzen (mehrheitlich auf die Patriots). Zwar ist die Seite erst seit Mitte Januar mit News bestückt und die Nachrichten doch arg kurz, aber immerhin, wenigstens etwas Stimmunsmache wird geboten. Klar ist aber auch dieses Jahr, dass dabei natürlich wieder nur eines zählt: Es werden die Deutschen gesucht!!!... und dieses Jahr auch gefunden! Unfassbar. Unser aller Sebastian Vollmer spielt ja bei den Patriots und wird daher auch beim Superbowl dabei sein! Wow, was ein Segen für diesen Sport in Deutschland. Also jetzt mal ernsthaft. Ohne ihn im Superbowl wären die deutschen Medien wohl kaum am Sport interessiert! So gibt es also ein kurzes Portrait zu ihm und sogar ein Statement vom Großmeister und Trainer Bill Belichick himself exklusiv für ran, dass Vollmer Sonntag vielleicht sogar auf dem Platz stehen wird, nach seiner langen Verletzungspause.
Doch dann der Knaller: Ihr ahnt es nicht. (so wie ich, bevor ich diesen Artikel anfing zu schreiben) Es gibt ein Sat1-Super-Bowl-Team!! Ok, das reicht noch nicht für Euphoriesprünge, genauso wenig wie die beiden ersten Team-Mitglieder anschaut… (Sat1-Allzweckwaffen-Moderatoren), aber dann kommt‘s: Haupt-Moderator der Mega-Ereignisses wird Frank Buschmann sein! Ich traue meinen Augen nicht. ehrlich, dieser Mann ist ein Gott! Ein Moderator-Gott! Als ich grad retrospektiv auf Basketball kam, dann nur, weil außerhalb der öden Zeit von Dirk & Co bei der ARD, es genau dieser Frank Buschmann war, der den Basketball-Sport überhaupt in Deutschland bekannt machte und dafür lebte (in Diensten von ehemals-DSF, jetzt Sport1). Er war derjenige, der sich bei jedem Dunk die Stimme aus dem Hals schrie, nach Siegen am Mikro auch mal anfing zu weinen und einem Kameratechniker bei einer Live-Schalte schon mal den Satz „nee nee, wir müssen ausm Arsch kommen!“ entgegen schleuderte – mit Dirk Nowitzki daneben, der amüsiert lächelte. Das waren noch Zeiten und was für engagierte Reporter für einen Sport! Mach es noch einmal, Buschi, ruf ich ihm hiermit zu! Diesmal für American Football. Und wenn man ihm glaubt, war das immer einer seiner Träume. Na denn mal los.
Vielleicht braucht diese Sportart in Deutschland einfach mal Leute und Medienschaffende, welche den Sport einfach lieben und das auch zum Ausdruck bringen. (Wir alleine können das ja nicht stemmen, deswegen macht weiter so) Und in diesem Zusammenhang ist auch der Mit-Moderator nicht zu verachten: Jan Stecker, selbst ehemaliger Football-Spieler, und bis 2007 Stadionsprecher bei den Düsseldorf Rhein Fire. Nicht schlecht für ein Moderatorenteam, die schon bei ihrem Auftritt im heutigen Frühstücksfernsehen ordentlich Laune machten – und das muss was heißen. Gewürzt mit mehreren Videos und sogar einem Trailer für den Superbowl, sieht das alles im Allem nach einer durchaus Runden Sache bei ran aus, muss ich mal zugeben. (zudem soll auch von der größten Superbowl-Party in Deutschland (Düsseldorf) berichtet werden)
Ob das allerdings reicht, um ein paar mehr Leute für Football zu begeistern, muss man dann sehen. Zum ersten Mal hab ich aber mal das Gefühl, es könnte zumindest klappen. Wir arbeiten jedenfalls auch daran, und ihr könnt ja auch ordentlich die Werbetrommel rühren. Der Sport hat es verdient!
und in den nächsten Tagen nehmen wir uns die anderen Medien vor, wie sie denn so über das größte Sportevent des Jahres so berichten. Seid gespannt.

ms

Und schon mal ne Aufgabe für die Leser unseres Blogs: Schreibt uns doch einfach eure krassesten Erfahrungen mit Berichten zu American Football oder speziell zum Superbowl!! Irgendwas falsch Erklärtes oder ein Gähnen während des Spiels – was habt ihr so für Kurioses in Erinnerung?

P.S. bei ran findet sich natürlich auch ganz schnell ein Link zu Altbekanntem: „So sexy kann Football sein. Die heißesten Cheerleader der NFL.“ Hach nee, ohne geht’s wohl nicht, oder was?
P.S.S. Sorry für die viele Werbung, aber das gehört zu einer Medienkritik nun auch mal dazu. Wichtig nur: erst hier lesen, dann woanders hin. Full Coverage gibt’s nur bei uns ;)

Samstag, 28. Januar 2012

Blutige Hunde im Superbowl?

Wenn am 5. Februar (6. Feb. 1.00 Uhr MEZ) die New York Giants gegen die New England Patriots im Superbowl gegeneinander spielen, dann werden sich die deutschen Medien in der Berichterstattung um das größte Einzelsportereignis wieder gegenseitig mit Klischees übertreffen. Grobes Unwissen und mangelnde Empathie sind alljährlich der Grund für die klischeehafte Bezeichnung von Spieler als „Gladiatoren“ (vgl. zB. http://www.faz.net/aktuell/sport/american-football-die-ravens-gewinnen-den-d-efense-day-116371.html). Warum eigentlich Gladiatoren? Um auf die vermeintliche Härte des Sports anzuspielen? Ein weitgefehlter Irrglaube. Sicherlich, American Football ist ein Kollisionssport, aber ein Wettstreit um Leben oder Tod – das ist ein wenig übertrieben. Vielleicht erinnert der Helm auch nur an einen antiken Helm? Darüber hinaus ist Football nicht der verletzungsgefährlichste Sport. Statistisch gesehen, passieren im Basketball mehr Verletzungen, obwohl Körperkontakt hier verboten ist (vgl. http://www.forbes.com/2006/11/15/sports-injuries-fitness-forbeslife_cz_cs_1114dangersports.html). Und Football an zweiter Stelle wird dicht gefolgt von Fahrradfahren. In Deutschland gehören Handball und Fußball zu den gefährlichsten Sportarten.

Viele Football-Spieler machen es den ungeübten Reporten aber auch nicht leicht und kokettieren mit dem Bad-Boy-Image. So zum Beispiel Greg Jennings von den Green Bay Packers, der am 05.10.2011 in einem Interview das kommende Spiel gegen die Atlanta Falcons als einen Hundekampf sehen wollte (vgl. http://www.nfl.com/videos/nfl-player-interviews/09000d5d822dcbd5/Jennings-It-s-going-to-be-a-dogfight). Ebenso Steven Jackson, Running Back von den St Louis Rams, der vor dem Spiel gegen die New Orleans Saints meinte: „Wir müssen Blut in unserem Mund spüren“. Wochen später sah er im feinsten Zwirn im Fernsehstudio und diskutierte in eloquenter Weise über die Verpflichtung von Jeff Fisher als Cheftrainer.
Offensichtlich wird das Bild von dem harten Spieler instrumentalisiert und spielt zahlreichen Reportern zu. Doch kein Footballspieler überlebt als Berufssportler, wenn er sich dieses Klischee zu Herzen nimmt. Fernab von naiven Zuweisungen werden Spiele, besonders die in den Playoffs, mit Verstand gewonnen. Tom Brady von den New England Patriots und Payton Manning von den Indianapolis Colts sind der einschlägigste Beweis für das Argument. Beide habe es perfektioniert die Defense der Gegner zu lesen und an den Schwachstellen zu attackieren. In den letzten Sekunden verändern sie die Spielzüge und geben den Gegner wenig Zeit sich neu aufzustellen. Ein kurzer schneller Pass wird kurzerhand zu einem tiefen Pass, weil der Receiver an der Line of Scrimmage gedeckt wird und kein Safety hilft. Ist die Defense noch nicht bereit oder es sind zu viele Spieler wegen langsamen Auswechselns auf dem Feld, Brady und Manning wissen das für sich auszunutzen. Ein wesentlicher Grund warum die Giants im Superbowl sind, ist nicht nur das wichtige Verteidiger gesund sind, sondern auch das sie es besonders gut verstanden haben, die Aufstellung der Gegner zu analysieren und sich anders zu organisieren. Dies hat das Wild-Card-Spiel gegen die Atlanta Flacons aufgezeigt. Matt Ryan ändert den Spielzug an der Line of Scrimmage, die Giants sehen das und ändern ihre Aufstellung ebenfalls. Gut zu sehen am wilden Hände Klatschen vom middle linebacker Chase Blackburn, dem Quaterback der Defense, der erst im November wieder in Team aufgenommen wurde.

Chris Harry, ein Journalist von Sports Illustrated, bezeichnete erst kürzlich das Erzwingen eines Fumbels als Kunst (vgl. http://sportsillustrated.cnn.com/2012/writers/chris_harry/01/24/art.of.fumble/index.html ). Jacquian Williams von den New York Giants, der Kyle Williams bei einem Punt-Return in der Verlängerung den Ball aus dem Arm schlug würde nicht mehr tun als Picasso wenn er ein Bild malt. Das mag ein wenig überspitz formuliert sein, ist aber trotz allem ein Argument.Härte, blutige Münder und Hundekämpfe bringen einen nicht weiter in der NFL. Verständlicherweise wollen einige Spieler ihren Marktwert erhöhen und instrumentalisieren sich, um ihre Zielgruppe anzusprechen. Doch warum muss das so plump sein? Arian Foster, Running Back der Houston Texans, macht es mit Stil. Unlängst behauptet ein Fernsehreporter zu Fosters extravaganten Kleidungen, auf ihn hätte sich der Kleiderschrank einer Elfe übergeben. Oder Gronkowski, Tight End bei den Patriots, der sich an einem freien Tag mit freien Oberkörper und einem Porno-Star ablichten lies.

Warum geht es nicht so? Warum müssen immer die plumpen Klischees bedient werden?

mh

Freitag, 27. Januar 2012

Peyton Manning und die Frage, wie mans richtig macht

Die Footballsaison in den USA ist noch nicht mal richtig vorbei, da wird von den Teams schon wieder alles getan, um nächstes Jahr noch besser dazustehen. Und wenn jetzt jemand denkt, die Spieler fangen schon wieder zu trainieren, weit gefehlt. Die Elitespieler der Liga schaukeln sich grad so einiges beim ProBowl in Hawaii und der Rest wird fröhlich seine Ferien genießen. Doch in den Büros der General Manager (GM) und Teambesitzer geht es jetzt erst richtig los.
Sie müssen die abgelaufene Saison besprechen, evaluieren und dann zur Tat schreiten. Und das machen sie auch ordentlich. Sechs Trainer wurden bisher Liga-weit ausgetauscht und selbst einige GMs mussten ihre Hüte nehmen.
Doch wenn ein Verein erst mal damit fertig ist, geht’s ans richtig Eingemachte: Welche Spieler sollen jetzt nun im nächsten Jahr die Siege einfahren?
Jeder Coach, GM oder Teambesitzer hat da seine Vorstellungen und einige Spieler werden sich wohl neue Arbeitgeber suchen müssen, auch altgediente Star-Spieler werden darunter sein. Prominentestes Beispiel in dieser Saison: Peyton Manning, 4-maliger MVP der Liga und zukünftiger Hall of Fame Quarterback der Extraklasse.
Er leidet immer noch an einer Nackenverletzung, die ihn die ganze Saison ausfallen ließ, wird bald 36 und sein Arbeitgeber, die Indianapolis Colts überlegen gerade mächtig, ob sie den Vertrag mit ihm verlängern – bis Anfang März müssen sie dabei entscheiden, ob sie die Option ziehen und somit stolze 26 Millionen Dollar an Manning auszahlen. Zugegeben eine schwierige Entscheidung.
Gerade Starspieler in der NFL haben oft eine sehr lange Bindung zu ihrem jeweiligen Verein. Sie werden als „face of the franchise“ vermarktet und um sie ein Team aufgebaut. Oft sind die Quarterbacks diese zentralen Spieler, aber wir reden hier nicht über irgendeinen Quarterback, sondern von Peyton Manning! Seitdem die Colts ihn 1998 gedraftet haben, ist ER der Verein. Bevor er Starting-QB wurde, lieferte der Verein eine schlechte Saison nach der anderen ab. Mit ihm: Playoff-Teilnahmen in 11 von 13 Saisons und ein glorreicher SuperBowl-Sieg 2006. Lustigerweise unterteilt der Wikipedia-Artikel die Zeit der Colts in: vor Mannings Ankunft und danach… Unfassbar, was dieser Mann für den Verein getan hat. Durch die Erfolge des Teams vergrößerte sich nicht nur die Fanschar, es blieb sogar soviel übrig auch noch ein neues Stadion zu bauen.
Die Colts ohne Peyton Manning, das geht gar nicht. Wer noch einen Beweis dafür braucht, schaue sich die letzte Saison an: Nach 10 Siegen in 2010 erreichten die Mannen ohne Manning als QB lächerliche 2 Siege in der Saison 2011, das schlechteste Team der Liga. Zwischenzeitlich schlugen ihn einige sogar als wertvollsten Spieler vor, ohne dass er je einen Ball geworfen hätte. Die Klasse Mannings, auch als quasi-Offensivkoordinator und Mentor vieler Spieler, fehlte einfach.
Und dieser Mann soll jetzt einfach entlassen werden, wie NFL Network Experte Jason La Canfora schon munkelt??? Das wäre so, als wenn der HSV (im Fußball) irgendwann Uwe Seeler vor die Tür gesetzt hätte.
Alles schwer zu glauben, aber so wird es wahrscheinlich kommen. Begründet wird das alles mit der Veränderung, welche die neuen Team-Oberen ins Team bringen wollen, und da seien solche älteren (und teuren) Spieler schon mal im Weg. (bei den Colts werden auch Manning-treue Mitspieler wie Jeff Saturday oder Reggie Wayne in Frage gestellt)
Darf bzw. sollte man mit diesen verdienstvollen Spielern so umspringen? Zumindest fragwürdig ist das schon ein wenig. Natürlich muss sich was ändern im schlechtesten Team der Liga und mit dem primären Auswahlrecht im Draft der besten Collegespieler im April hat man beste Gelegenheiten gute junge Spieler an Land zu ziehen. Viele tippen darauf, dass die Colts Andrew Luck als Quarterback verpflichten – als Ersatz für Manning? Wohl kaum, aber zumindest „the face of the Franchise“ über die nächsten Jahre. Bei Peyton hat es auch mal so angefangen, aber trotzdem ist sowas riskant, wie so viele andere Beispiele aus der Geschichte zeigen. Rookies sind halt nun mal oft unerfahren und müssen sich erst beweisen. Warum also nicht das derzeitige „Gesicht“ des Vereins behalten, den jungen Nachwuchs-QB lernen lassen und den bestimmt auch als Coach brillanten Manning noch weiter behalten??
Klingt gut, oder ist das einfach zu romantisch gedacht? Football ist nun mal ein Geschäft und kein Verein kann es sich leisten, altgediente Spieler einfach so aus Sympathiezwecken zu behalten, gerade nicht bei den Summen, die diese Spieler dann meistens verdienen. Also muss wohl oder übel der Schnitt her.
Auch bei anderen Vereinen läuft das so, oder es ist sich immer halbwegs gut ausgegangen mit den Franchise-Playern und die Entscheidungen waren nicht immer so haarig wir bei Peyton Manning jetzt.
Zum Beispiel beim noch amtierenden Meister aus Green Bay. Dort war die Gemengelage ähnlich. Brett Favre kam 1992 zum Team und führte es aus dem Tal zu mehreren Titeln und einem Superbowl, aber als das Ende der Karriere näher rückte, bereitete man sich in Green Bay schon relativ früh auf die Zeit nach Favre vor: 2005 draftete man den hoch-veranlagten QB Aaron Rodgers und ließ ihn 3 Jahre hinter Favre lernen. Als dieser dann zurücktrat, war das zukünftige „Gesicht“ des Vereins schon längst klar. Gute Strategie, ne? Vor allen Dingen, wenn Rodgers einen zum Super Bowl führt und dieses Jahr höchstwahrscheinlich der MVP der Liga wird.
Scheint man also alles richtig gemacht zu haben, oder? Früh auf junge Spieler setzen, sie heranführen und langsam alte Spieler ersetzen lassen. Klingt doch nach einem super, nahezu sozial-verträglichen Modell…, fast schon idyllisch.
Najaaa, so gut läuft das auch wieder nicht! davon mal abgesehen, dass es beim Wechsel von Favre zu Rodgers erhebliche Missstimmungen bei Favre und verständnislose Fanreaktionen gab, ist und bleibt American Football ein Geschäft. Just in Green Bay, wo alles so scheinbar gut geplant ist, steht 2012 ebenso eine schwierige Entscheidung an: Donald Driver, geliebter Wide Receiver und Dienstältester im Team, kriegt ein wenig zu viel Geld, junge Spieler rücken (wie vorbereitet) nach, aber er hat noch 2 Jahre Vertrag und will sogar noch bis 40 spielen – derzeitiges Alter: bald 37… wie Peyton Manning.
Die „Alten“ wollen einfach nicht weg!!! Und die jungen Talente sollen endlich von der Leine gelassen werden… Tja, was soll man da machen als Teammanager? Hart bleiben und strikt seinen Plan verfolgen?
So gefühlskalt sind dann aber doch die meisten im Geschäft nicht. Am Ende werden Verträge und Zahlungen neu ausgehandelt oder wenn nichts anderes geht, die Spieler zumindest ehrenhaft woanders hingeschickt, auch wenn es zunächst weh tut, vor allen für die Fans.
Doch selbst wenn man sich von altgedienten Spielern trennen muss, am Ende, am Ende kommen sie doch wieder zurück! Spätestens wenn ihre Trikots in die Hall of Fame aufgenommen werden sollen, so wie bestimmt bald mit Brett Favre in Green Bay…, hach ja, rührend dieses Geschäft, wa? ;)

ms

Donnerstag, 26. Januar 2012

Superbowl Werbung

Der Superbowl ist nicht nur Football, sondern noch vieles mehr - zum Beispiel auch Werbung. Dieses Jahr kosten 30 Minuten Sendezeit 3,5 Millionen Dollar. Warum das so teuer ist und wieso die Sendezeit nicht mehr kostet, zeigt Stephen Dubner von http://www.freakonomics.com/blog/

Interessanter Bericht, der hinter die Kulissen der TV-Industrie führt.

Dienstag, 24. Januar 2012

Giants und Patriots im Superbowl – Rematch von 2008

Wow, ich bin immer noch fasziniert von den beiden Championship-Games in der NFL letzte Nacht. Waren das Abwehrschlachten, oder etwa nicht?
Letzte Woche hatte ich schon darauf hingewiesen, dass der (ur-)alte Spruch, dass Verteidigungen Meisterschaften gewinnen, auch in diesem Jahr durchaus zutreffend ist. Umso mehr war ich gespannt, wie meine beiden favorisierten Defensiven (Baltimore und San Francisco) es dieses Mal hinkriegen würden.
Mmh, beide haben verloren! Man könnte meinen, das unterstütze meine These nicht, aber weit gefehlt. Beide Siegmannschaften brachten es gerade mal auf 23 bzw. 20 Punkte. Schon allein diese Zahlen zeigen, auf was es in der NFL ankommt: Wenig Punkte zulassen.
Schon in den Divisions-Finalspielen scheiterten so hoch gelobten Offensiven wie die New Orleans Saints oder der Titelverteidiger Green Bay Packers. In den entscheidenden Momenten konnten deren Verteidigungen den Gegner nicht stoppen. Tja und diesmal ging es von einem Stop zum nächsten.
In San Francisco schafften es beide Offensiven sogar, in den letzten Minuten des Spiels kaum entscheidenden Raumgewinn zu erzielen, obwohl beiden ein Field Goal gereicht hätte, um schon vor der regulären Spielzeit das Spiel zu entscheiden – sechs Ballwechsel gab es allein in den letzten 8 Minuten! Immer schön hin und her, und am Ende: „3andOut“ und es ging in die Overtime. (für den Laien: das Nicht-Schaffen von 10 Yards nach 3 Versuchen und damit keinen neuen 3 Versuchen, um für sich Raumgewinn zu erzielen.)
Und das schlimme (weil haarsträubend spannende): In der Verlängerung ging es so weiter! Die Defensiven dominierten das Spiel und erst ein Ballverlust der 49ers bei einem Puntreturn brachte die Vorentscheidung. Lawrence Tynes musste dann „nur“ noch von 31 Yards Entfernung das Field Goal zum 20:17 verwandeln und die New York Giants stehen wieder im Superbowl. Was für eine Story! Tynes wurde auch schon vor 4 Jahren zum Helden von New York, als er in Green Bay, ebenfalls im NFC Championship Game, das entscheidende Field Goal in der Verlängerung schoss. Wie sich Geschichte immer so wiederholen kann… krass. Damals 2008 siegten die Giants im Superbowl dann gegen die New England Patriots und der Zufall will es so, dass es auch 2012 zu diesem Duell im Endspiel kommt.
Erinnerungen werden wach, denn nicht zu Unrecht galt der damaligen Superbowl als einer der spannendsten überhaupt. Wir hatten hier letzte Woche schon gepostet, dass die Wiederauflage dieses Finales in wahres Fest für Football Fans werden würde. Und nun isses in 2 Wochen soweit. (der Superbowl findet in der Nacht vom 5. auf den 6.Februar statt, 0:30Uhr ist Kick-Off)
Die New England Patriots haben es ihrerseits nur einem Mann zu verdanken, warum sie im Finale stehen: Billy Cundiff! Kennt ihr nicht? mmh, nicht verwunderlich. Er ist der Kicker des Halbfinal-Gegners Baltimore Ravens und versemmelte Sekunden vor Ende des Spiels das entscheidende Field Goal, welches das Spiel in die Verlängerung gebracht hätte.
Während also L. Tynes aus 31 Yards für New York locker einschoss, vergab Cundiff aus 32 Yards kläglich den Ausgleich im AFC Championship Game.
Es war also nicht Über-QB Tom Brady, Über-TE Rob Gronkowski bei den Patriots, oder All-Pro LB Ray Lewis, der überragende S Ed Reed oder RB Ray Rice, die das Spiel entschieden, sondern ein Kicker. Ja, auch dieser Mannschaftsteil muss erste Klasse sein, um ins Finale zu kommen.
Eine Verlängerung wäre aber nach dem Spielverlauf durchaus gerecht gewesen: beide Mannschaften schenkten sich nichts und wie auch schon in San Francisco dominierten auch hier die Defensivreihen. Tom Brady warf noch nicht mal einen TD, aber dafür 2 Interceptions, was an sich schon außerordentlich ist. Und auf der anderen Seite spielte selbst der viel gescholtene Ravens-QB Joe Flacco zwischenzeitlich groß auf, verbuchte sogar 2 TD, leistete sich aber auch eine folgenschwere Interception im letzten Viertel. Trotzdem hielt die Ravens Defensive den Patriots Angriff in Schach, der noch in der Vorwoche mit 45 Punkten Timmy Tebow zum Beten schickte. Innerhalb der letzten 2 Minuten schaffte es nicht mal Tom Brady & Company mit 3 Versuchen 10 Yards zu ergattern, was es den Ravens wohl unmöglich gemacht hätte, nochmal ins Spiel zu kommen. Baltimore hielt dem Druck stand, eroberte den Ball zurück und marschierte übers Feld, nur der Schuss am Ende ging daneben. (Seit 4 Jahren haben die Ravens immer mindestens ein Playoff-Spiel gewonnen, in den Superbowl schafften sie es auch dieses Mal nicht…)
Und was beweist uns nun wieder dieses Football-Wochenende? Mmh, naja, man braucht neben starken und konstanten Offensiven auch und vor allen Dingen eine sehr gute Defensive. Aber wenn das noch nicht reicht, versierte Special Teams mit einem Kicker, der auch mal wichtige Field Goals schießen kann… - Ok, das klingt jetzt relativ simpel und einleuchtend, einer tiefgründigen Analyse nicht wirklich würdig, aber oft zählen die kleinen Dinge und die müssen überall passen. Es verdeutlicht zudem nur, dass allein mit guten Offensiven oder Defensiven nicht viel zu gewinnen ist, das Gesamtwerk muss stimmen, so einfach ist das. Ich glaub der alte Spruch im Football sollte vielleicht angepasst werden: Was zählt ist Ausgeglichenheit! ALLE Bereiche eines Teams müssen überzeugen, gerade in entscheidenden Momenten. Fehler sind nicht erlaubt und abheben darf man erst recht nicht… also alle schön runterkommen, in 2 Wochen geht’s ums Ganze .)

ms

Samstag, 21. Januar 2012

Bradys Vergeltungsbowl am 5. Februar?

Welche möglichen Superbowlbegegnungen sind am interessantesten? Die Frage mag naiv klingen. Denn welche Finalbegegnungen sind schon langweilig? Alle – Spieler wie Zuschauer – sind  angespannt bis ins letzte. Jeder gibt alles was er hat, denn klar dürfte jedem sein: Es gehört auch immer eine Spur Glück dazu ins Endspiel zu kommen. Deshalb wird jeder seine Chancen nutzen. Das scheint wohl auch die Sprachreglung in der NFL zu sein, denn so drückt sich jeder Spieler aus. Das wird zumindest deutlich, wenn man sich die Pressekonferenzen wenige Tage vor dem Superbowl anschaut.

Fakt ist, langweilige Begegnungen gibt es nicht. Dennoch, die vier Teams, die am kommenden Sonntag um den Einzug ins Finale spielen, haben alle eine besondere Geschichte.
Angefangen mit den Baltimore Ravens, die vier Jahre nach ihrer Gründung den Superbowl gewonnen haben. Wer gönnt es Ray Lewis nicht, dass er seinen zweiten Ring bekommt? Und der grandiose Ed Reed, der 2010 die NFL mit 8 Interceptions in der Saison anführte, obwohl er nur 10 Spiele spielte, um nur einen Rekord zu nennen. Wie fühlt es sich wohl an, wenn man sieben Spiele weniger spielt als alle anderen und dennoch die meisten Interceptions fängt? Schon alleine Lewis und Reed hätte es verdient im Finale zu stehen.
Und was wäre mit den 49ers? Keiner hätte gedacht, dass die Mannschaft so weit kommt. Bisher konnte sie jede Woche zeigen, dass sie zwar nicht den besten und schönsten Football spielen aber den klügsten und effizientesten. Es ist wohl das Team, das die wenigsten Fehler macht. Abgesehen davon, dass Jim Harbaugh als Rookie-Coach in den Superbowl käme. Nicht auszudenken, was wäre, wenn er gegen seinen Bruder, den Trainer der Baltimore Ravens, John Harbaugh, im Stadion gewinnen würde, in dem sein Trikot hängt. Jim Harbaugh hat die Colts 1996 zum AFC Championship Spiel geführt und wurde unter anderem deswegen in den sogenannten „Ring of Honor“ gewählt.
Zugegeben, keine Superbowlbegegnung ist langweilig. Aber an Brisanz wäre die Partie Patriots-Giants unübertroffen. Die New England Patriots waren in ihrer gesamten Geschichte viermal im Superbowl – 2001, 2003, 2004 und 2007. Dreimal davon, waren sie erfolgreich. Nicht zu unrecht, werden sie, als das Team dieser Dekade genannt. Doch diese Dominanz wurde 2007 jäh unterbrochen, als Eli Manning den wohl sehenswertesten Drive der Superbowl Geschichte zusammengestellt hat (vgl. u.a. http://en.wikipedia.org/wiki/Eli_Manning_pass_to_David_Tyree ) und die Ungeschlagenen besiegte. Die Patriots gewannen alle Spiele, bis auf den Superbowl. Sehen wir also Bradys „Vergeltungsbowl“? Oder schafft es Eli seinen zweiten Ring zu gewinnen? Und das noch vor seinem Bruder Peyton, der bisher als einziger viermal zum Most Valuable Player der Liga gekürt wurde, und das noch in seinem Stadion?

Zugegeben, keine Superbowlbegegnung ist langweilig. Aber eine Wiederauflage des Superbowl vom Februar 2008 wäre wohl das spannendste Finale.

mh      

Freitag, 20. Januar 2012

Warum verlieren die Saints in San Francisco?

Unbestritten ist, dass die NFL der Gegenwart eine von Quarterbacks dominierende Liga ist – Tebow und die „run-first“- und „run-option“-Offensive sei davon mal ausgeschlossen. Anders als in den Anfängen der Profiliga oder in den Collegeligen, braucht eine Mannschaft einen guten Quarterback, um den Superbowl zu gewinnen. Mehr noch: Man könnte sogar behaupten man braucht einen exzellenten Werfer, um den Titel zu holen. Die Liste der Spieler, die in den letzten Jahren, um die Lombardi-Trophäe spielten, liest sich mit Ehrfurcht, den viele QBs reihen sich in die Liste der besten aller Zeiten ein (Tom Brady, Ben Roethlisberger, Kurt Warner, Peyton Manning, Drew Brees).
Nun wurde am Wochenende bei den Divisional Finals das Offensichtliche augenscheinlich. Football ist ein Teamsport. Und: Einzelleistungen zählen nicht viel. Drew Brees, der Quarterback der New Orlean Saints, der diese Saison Dan Marions Langzeit Wurfrekord von 5084 Yards in der regulären Saison brach, spielte inkonsequent und fehlerhaft (2 Interception und ein Passerrating von 93,5). Einige Experten schieben die enttäuschende Leistung der Saints auf deren Vorliebe in der Halle zu spielen (vgl. http://joeposnanski.si.com/2012/01/15/offense-first/ ). Und es stimmt: New Orleans hat zwei von drei verlorenen Spiele der Saison draußen verloren und weitere zwei, gegen nur mäßig spielende Panthers und Titans, ebenfalls draußen nur knapp gewonnen. Meiner Meinung nach reicht das dennoch nicht als Erklärung aus. Zwei weitere Faktoren waren entscheiden: Einerseits waren die Saints nicht gut auf die starke Defense der 49ers vorbereitet, andererseits konnte die O-Line ihren QB nicht beschützen. Um es auf den Punkt zu bringen: Die Saints haben den Wettstreit um die Line of Scrimmage verloren. Brees wurde dreimal zu Boden geworfen und mehrmals in Bedrängnis gebracht. Das die 49ers sehr gut in der Defense aufgestellt sind, sollte eigentlich nach der starken Saison klar geworden sein. Darüber hinaus war am Wochenende das erste Playoffspiel seit 10 Jahren. Fans und Mannschaft waren dementsprechend motiviert. Aber vor allem war die Offensive-Line der Saints löchrig wie ein Schweizer Käse und die sehr schnelle 49er Defense konnte ohne Problem durchgehen und Quarterback und Runnigback in arge Bedrängnis bringen. Erschwerend für die Saints war, das die 49ers nahezu fehlerlos in allen drei Phasen (Offense/Defense/Special Teams) spielte und konsequent die Fehler der Gegner ausnutzen konnte. Zusammenfassend lässt sich sagen: Was für die Saints gilt, gilt auch für die ganze NFL der Gegenwart. Um die Playoffs zu überstehen und um im Superbowl zu spielen, braucht man einen soliden QB (siehe Alex Smith und Joe Flacco) oder eine erstklassigen QB (siehe Tom Brady und Eli Manning) zusammen mit einer erstklassigen Defense (siehe 49ers und Ravens) oder eine soliden Defense (siehe Patriots und Giants, die zwar beide nicht in der Saison ihren besten Football gespielt haben, aber es jetzt tun). Einen exzellenten Werfer alleine, reicht vielleicht noch für die regulären Spieltage, aber nicht mehr für die Playoffs.   
Eli Manning und die New York Giants, die am kommenden Sonntag in San Francisco spielen werden, müssen sich auf die schnelle und risikobereite Defense der 49ers einstellen. Schnelle, kurze Pässe nach außen, wäre eine Möglichkeit San Francisco zu schlagen.
Letzte Anmerkung zum 49ers-Saints-Spiel: Warum stehen eigentlich Fahrräder hinter der 49ers Endzone? 
mh

Dienstag, 17. Januar 2012

Packers enttäuschen, Giants marschieren weiter

Ok, ich gesteh es ein...: In der letzten Woche habe ich mich dazu hinreißen lassen, einen durchaus klaren Sieg der Green Bay Packers gegen die „heiß-laufenden“ New York Giants in der Divisional Playoff-Runde in der NFL vorherzusagen. (für neue Leser: vergleichbar mit dem Viertelfinale einer Meisterschaft)
Ich riskierte sogar, ab nun an nur noch an Trends und Momentum zu glauben und die Stärke eines Teams nicht mehr so hoch zu bewerten… tja und nun isses passiert.
Die New York Giants gewannen bei den Green Bay Packers verdient, auch in der Höhe mit 37:20. Die Siegesserie der Giants wurde also eindeutig untermauert und das beste Team der regulären Saison – die Packers – sind aus dem Titelrennen, was nochmals die Schwierigkeit zeigt, die Meisterschaft im darauffolgenden Jahr zu bestätigen.
Green Bay bleibt damit weiterhin ein gutes Pflaster für die Giants, die auch 2007 die Packers in ihrer Heimstätte Lambeau Field ausschalteten und in den Superbowl einzogen und das Finale dann auch noch gewannen. Ob es diesmal wieder so weit gehen wird, dass wird sich nächstes Wochenende herausstellen, wenn die Giants nach San Fransisco fahren, um gegen die 49ers zu bestehen, die in eindrucksvoller Art die New Orleans Saints besiegten. (in der Nacht auf Montag, 0:30Uhr)
Das Momentum, von dem ich letzte Woche geschrieben habe, gehört aber weiterhin den Giants. Sie überzeugten gegen den Klassenprimus aus Green Bay mit solidem Laufspiel, starker Defense (besonders der Druck auf den QB) und mit einer wiedermal blendend aufgelegten Pass-Spiel um QB Eli Manning. Dabei brillierten vor allen Dingen die Receiver der Giants (insbesondere Hakeem Nicks und Victor Cruz), die sich immer wieder von den Verteidigern der Packers freistehlen konnten.
Doch was war mit Green Bay los? Das hab nicht nur ich mich gefragt, sondern wahrscheinlich alle Packer-Fans. Der wahrscheinlich-MVP (most valueable player – wichtigster Spieler der Saison) QB Aaron Rodgers konnte zwar 2 TD-Pässe an den Mann bringen, wirkte aber das ganze Spiel über nicht in der Form seiner überragenden Saison. (45TD bei nur 6INT) Vielleicht lag es an der langen Pause, die der QB eingelegt hatte (im letzten Saisonspiel geschont und danach das Freilos in der ersten Playoff-Runde), sicherlich aber an den vielen fallen gelassenen Pässen seiner Receiver, die immer wieder wichtige Drives früh enden ließen. Die Giants hingegen nutzten ihre Gelegenheiten eiskalt aus. Zwar hatten auch sie oft große Probleme, jedoch immer wenn es drauf ankam, überzeugte Eli Manning mit hervorragenden Würfen auf seine Receiver. Am Augenscheinlichsten wurde dies kurz vor der Halbzeit, als Manning einen sogenannten Hail-Mary-Pass in die Endzone schleuderte und sein Receiver Hakeem Nicks umringt von 3 Packer-Verteidigern den Ball fing. Ziemlich unfassbar, dass sowas gelingt. Das Glück war auf Seiten der New Yorker, aber zeigte dies auch die Schwächen der Defensive der Packers deutlich, denn schon im Spielzug davor konnte Giants-RB Ahmad Bradshaw durch einen simplen Cut nahezu leichtfüßig von einer Seitenlinie zur anderen laufen, ohne dass ihn ein Packer daran hinderte aus dem Spielfeld zu rennen, was 8 Sekunden vor der Pause nochmals die Zeit anhielt… - was folgte war der Touchdown zur 20:10 Halbzeitführung.
Aber irgendwie lief auch alles schief für die Packers: Aaron Rodgers nicht immer so sicher und präzise wie gewohnt, die Receiver ließen insgesamt 8-mal Bälle fallen, oft in Situationen, in denen es drauf ankam. Und dann kamen auch noch Ballverluste hinzu: Rodgers bekam den Ball aus der Hand geschlagen, der solide John Kuhn fumblet zum ersten Mal in seinen 5 Jahren in Green Bay und Ryan Grant verlor ebenfalls das Ei. Ballverluste, welche den Packers am Ende das Genick brachen. Dabei hatten sie in der gesamten Saison erst 3 Fumbles fabriziert und führten die Statistik der Ballverluste (der Offensive und erzwungen durch die Defensive) saisonweit mit großem Abstand an.
Nie kamen die Packers richtig in Gang, konnten kaum Punkte erzielen und die vielen liegen gelassenen Chancen schwächten die beste Offensive der Liga. Charles Woodson, Teamkapitän und einer der Starspieler in der Defensive der Packers, gab nach dem Spiel zu, dass so auch nicht die Schwächen der Defensive weggewischt werden konnten. Die ganze Saison hatten die Packers in der Verteidigung Probleme, rangierten nach Yards gerechnet auf dem letzten Platz der Liga (nach Punkten gerechnet im Mittelfeld), konnten aber immer wichtige Ballgewinne für sich verbuchen (bestes Team der Liga in dieser Kategorie). Es lebt sich aber einfach(er), wenn man auf die eigene Offensive vertrauen kann, die im Schnitt 35 Punkte aufs Board brachte. Diesmal nicht und schon bestätigte sich der alte Spruch im American Football: Offensive gewinnt Spiele, Defensive gewinnt Meisterschaften!
Und in der Tat stehen mit einer immer besser werdenden (und endlich mal gesunden) Giants Defensive auch San Fransisco und Baltimore (zweit- bzw. drittbeste Verteidigung der Liga) in der Runde der letzten 4.
Es wird also spannend werden, welche dieser Teams nächste Woche den Trip zum wichtigsten Sportereignis des Jahres – dem Superbowl – buchen wird.
Für das beste Team der Liga heißt es nun die Off-Season zu nutzen – deutlicher denn je sollte auch den restlichen Teams klar geworden sein, dass man am besten bei der Verbesserung der eigenen Defensive anfängt.

ms

Montag, 9. Januar 2012

Momentum

Viel geht im Sport, im Football und in der NFL um Momentum – welches Team wird zur richtigen Zeit „heiß“? Welches Team bekommt einen Lauf? Wer hat in den Playoffs alle Starter zur Verfügung? (wenn dies wie zB bei den Steelers nicht der Fall ist, wird es sehr eng oder gar nicht mehr möglich das Ruder rumzureißen). Wenn man sich so das Feld der verbliebenden Playoff-Teams in der NFL anschaut, dann sieht alles danach aus, dass die New York Giants zur richtigen Zeit zu einem, wenn nicht DEM gefährlichsten, weil ausgeglichenem Team geworden sind.
Und nun geht es ausgerechnet gegen das beste Team der Liga, den Green Bay Packers. Hält das Momentum an?
Bezüglich Momentum, erinnere ich mich an letztes Jahr, als die Packers in einer ähnlichen Position waren. Knapp in die Playoff gekommen, aber durchaus als gefährlichstes Team in der NFC eingeschätzt. In der Wild-Card-Runde schlugen sie die ebenfalls heißen Eagles in Phillie knapp und dann glaubten alle an ein enges Match gegen die damals hoch eingeschätzten und an Nr.1 gesetzten Falcons… und was kam dann? Ein blow-out-win in Atlanta (Aaron Rodgers mit fast perfekten QB-Rating, INTs der Defense etc.), nachdem alle nur dachten: wow. überragend. Wer soll die denn noch stoppen? – am Ende tat es keiner mehr…
Momentum ist wichtig, sehr wichtig sogar, aber es muss auch untermauert werden.
Genau das erwarte ich auch am Sonntag. Aber nicht von dem Team, dass diese Woche die Falcons geschlagen hat, sondern von den selben Packers, die letztes Jahr den Superbowl geholt haben!
Ja, richtig gehört. Die Packers werden sich durchsetzen. Jetzt könnte einer meinen: jaa, bloß weil sie an #1 gesetzt sind (und ich leichte Affinitäten zu diesem Verein hege, was ich hier erstmal klarstellen muss), heißt das noch gar nichts und die Giants sind doch gerade heiß. Aber reicht das, um die Packers nicht nur gefährlich zu werden, sondern auch wirklich zu besiegen?
Ich glaube nicht. Denn das mit dem heiß-laufen hat so seine Grenzen, zumindest bei den Giants. Gute Offense und Pass-Rush hin oder her, die letzten Gegner der Giants haben mich jedenfalls nicht überzeugt! Die letzten 4 Spiele der New Yorker: Niederlage zu Hause gegen Washington (!)(allein das reicht für eine Disqualifikation), Sieg gegen auseinanderfallende Jets, Sieg gegen defensiv-nen-Haufen-Fehler-machende Cowboys, die ohne wirklich fitten QB antraten, und zu guter Letzt der Sieg im Wild-Card-Weekend gegen die Atlanta Falcons, die wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, wie man aus viel Talent wenig machen kann. Allein die 2 nicht gelungenen 4th down-Versuche verdeutlichen wie schlecht dieses Team in der Post-Season ist. Die Packers hätten aus solchen Gelegenheiten mind. 2TD gemacht… (tatsächlich ein Grund in Atlanta, sich ernsthaft mit einigen Trainerpositionen zu beschäftigen!)
Dazu sei erwähnt, dass die Giants also seit 4 Wochen einzig in New York gespielt haben – das Erlebnis Frozen Tundra wird höchstwahrscheinlich das Momentum eindeutig abkühlen lassen.
Also sind die Giants wirklich so gut, dass selbst eingefleischte Packer-Fans gestern für die Falcons geschrien haben? Ja, aber nicht gut genug.
Momentum führt noch nicht automatisch zu Siegen, vor allen Dingen nicht, wenn man gegen das beste Team der Liga spielt, mit einer auf Hochtouren laufenden Offense. Und einer Defense, die mit unheimlich viel Talent bestückt ist und sich für nächste Woche sicherlich etwas einfallen lassen wird. (neben bei ein bisschen Statistik: die Packers Defense ließ im Schnitt diese Saison weniger Punkte zu als die Giants, und dass die Packers Offense die beste (zumindest best-punktende) der Liga ist, brauch ich keinem mehr erzählen. Die Giants rangieren in dieser Kategorie übrigens auf Platz 9.)
Ist auch nicht so wichtig, aber Fakt ist: Momentum muss untermauert werden! Wenn das die Giants wirklich beweisen, dann ziehe ich meinen Hut und glaube ab sofort an Trends, Serien und was sonst nicht alles. Bis dahin müssen aber erst noch 60Minuten gespielt werden, und das nicht irgendwo, sondern im Lambeau Field. Viel Glück für die Giants...
Wie man übrigens einem Trend begegnen kann, das haben dieses Wochenende ganz andere Mannschaften beweisen. Mmh, warte mal… wer ging eher schwankend in die Playoffs, nach 3 Niederlagen und riss dann das Ruder wieder rum? Wer glaubte also nicht den Trends und dem Hype? Mmh stimmt, die Denver Broncos!...gegen die beste Defense der Liga. Und ich glaub ernsthaft, dass wenn Timmy Tebow das kann, dann kann es Aaron Rodgers erst recht.
Oder etwa nicht?

ms

Samstag, 7. Januar 2012

Playoffs: Statistische Vorhersage

Die Playoffs stehen vor der Tür. Damit beginnen auch die vielen Spekulationen, welches Team die meisten Chancen besitzt im Februar im Superbowl zu stehen.

Nun könnte man voreilig meinen, die Mannschaft mit der besten Bilanz hat die besten Chancen auf den Titel, doch das ist selten der Fall. Das beste Beispiel aus der nahen Zukunft, sind die Packers, die nur knapp in den Playoffs gekommen sind und dann im Superbowl die Steelers besiegten. Ebenso wenig, wie man damals die Packers ausschließen konnte, nur weil sie die schlechteste Bilanz hatten, kann man die Packers dieses Jahr frühzeitig zum Meister küren.

Also keine voreiligen Schlüsse. Interessant ist doch, dass die Packers und die Patriots, beide zusammen mit den Saints, die Liga in der Offense anführen. Aber an 31. und 32. Stelle in der Defense-Statistik stehen. Es stimmt wohl, dass fast keiner mithalten kann, so schnell, so viele Punkte zu machen. Deshalb sind die Saints, Packers und Pats auch die Favoriten. Ein Problem dabei ist nur: Was passiert wenn eine Mannschaft die Offense aufhält und plötzlich die TD nicht mehr vom Himmel fallen? Das haben bisher nur die Chiefs vermocht, aber wir sind ja auch nun in den Playoffs.
Ich bin einfach mal gespannt was passiert wenn die Saints gegen die 49ers spielen und die Packers gegen die Giants. Denn die 49ers haben eine sehr gute Defense (erst ein rushing TD diese Saison zugelassen!- Krank) und eine sehr effizente Offense.

Wenn man versucht an Hand der Statistiken Superbowl-Favoriten auszuwählen, dann tendiere ich eher zu den Ravens und zu den 49ers und vielleicht noch zu den Gianst. Letzters aber nur, weil sie auf die letzten Spiele heiß geworden sind. Alle drei gefallen mir in allen drei Phasen gut. Defense, Offense, Special Teams. Ich denke, dass wird entscheidend sein.

mh