Dienstag, 31. Dezember 2013

Packers siegen in Chicago - NFC North Titel beschert Re-match gegen 49ers

Allen Green Bay Packers Fans steht wahrscheinlich heute noch das Lächeln ins Gesicht geschrieben: Ein Sieg gegen den Erz-Rivalen aus Chicago am Sonntag und der damit verbundene Einzug in die Playoffs der NFL - die Saison der Packers hatte doch noch irgendwie seine positive Wendung gefunden.
Und es hätte tatsächlich nicht besser gescripted werden können: Letzter Spieltag, "season on the line" für beide Teams bzw. Siegen und in die Playoffs einziehen oder mit hängenden Köpfen nach Hause fahren. und dann auch noch das Comeback vom ehemaligen MVP-QB Aaron Rodgers, nach mehrwöchiger Pause aufgrund eines gebrochene Schlüsselbeines - zugezogen im Spiel gegen... na klar, die Chicago Bears.
Schon vor dem Spiel waren Packer-Fans elektrisiert ob dieser lang ersehnten Rückkehr... 

Rodgers anfänglich unsicher
Und der Star-QB und Heilsbringer Rodgers zeigte auch gleich, warum er so wichtig für das Spiel der Packers ist, die trotz seiner Abwesenheit einer der zehn-besten Offensiven der Liga aufwiesen. Doch Rodgers macht einfach jedes Team noch besser. Gleich den ersten Drive führte er in die Redzone, wo er jedoch unnötigerweise eine Interception warf, weil er Chicagos Safety Chris Conte schlicht übersah. Menschliche Züge, die aber nicht stark ins Gewicht fielen: Die viel gescholtene Defensive der Packers hielt das ein und andere Mal die starken Receiver und RB Matt Forte der Bears in Schach. Nur einmal gelang es den Bears einen Drive zu Stande zu bekommen, der in einem Touchdown von Matt Forte mündete. 7:0 für Chicago. Die restlichen Punkte der ersten Halbzeit erzielte dann nur noch die Packers und das obwohl Rodgers noch ein zweite Interception warf. Die kurioseste Szene spielte sich kurz vor der Halbzeit ab, als "ARod" zum Wurf ausholte, Julius Peppers ihn am Arm erwischte und der Ball mehr oder weniger durch die Gegend flog bzw. eierte. Erst sah es wie ein ungültiger Wurfversuch aus, doch kein Schiedsrichter pfiff und unterbrach das Spiel. Rodgers und WR Jarret Boykin begriffen nur allmählich die Situation, während die gesamte Packers-Seitenlinie schrie, sie sollten den Ball vom Boden nehmen und loslaufen. Tat Boykin auch und rannte in die Endzone. Touchdown. Verdutzte Bears mussten sich erklären lassen, dass der verunglückte Wurf ein regulärer Fumble war und somit das Ei ein "life ball", der von jedem wieder aufgenommen werde konnte. So kann es kommen. Die Packers führten und bauten diese noch mit einem Field Goal aus, 7 zu 13.

Chicago in zweiten Hälfte mit Vorteilen und Matt Forte
Die Bears hätten mit keinem schlechteren Momentum in die Halbzeit gehen können und nun hatten die Packers auch noch gleich Ballbesitz. Doch dieser endete schnell wieder: Nach 2 Versuchen callte Coach Mike McCarthy bei 3rd und 1 Yard ein kurzes Passspiel, der nicht gelang. Es folgte ein genialer Moment von Devon Hester, 5 Läufe von Matt Forte und schon war die 14 zu 13 Führung hergestellt. Warum Coach McCarthy bei so wenigen Yards nicht auf seine gut aufspielenden Running Backs Eddy Lacy und James Starks setzte, konnte man nicht so richtig nachvollziehen. Diese beiden leiteten aber gleich die Antwort der Packers ein - 14Yard-Lauf von Lacy und 41 Yard von Starks - und Rodgers fand ebenfalls-Rückkehrer Randall Cobb für einen Touchdown. Führung Packers, doch an einem Abend mit insgesamt 6 Führungswechseln nicht viel wert. Ein Big-Play auf einen der gefährlichen Receiver der Bears - Alshon Jeffrey - später und die Bears machten einen TD zur erneuten 1-Punkte-Führung. Es hätte kaum spannender sein können.

"Drive of the Week" bringt Packers in die Playoffs
Die Bears übernahmen nun immer mehr das Kommando und gerade Matt Forte überlief die Packers Defensive quasi - am Ende hatte er 110-Lauf-Yards und 47-Pass-Yards auf seinem Konto. Und als dann auch noch Brandon Marschall einen Pass QB Jay Cutler in der Endzone fing, wurde es eng für die Packers. Doch hier zeigte sich nun die Zuversicht, welche die Packers mit Aaron Rodgers als Quarterback auszeichnet: Sie vertrauten auf seine Qualitäten: Pässe von 34, 12 und 22 Yards und ein Lauf von Eddy Lacy verkürzten schnell den Rückstand und mit einem starken Stop der Defensive, musste der letzte Drive entscheiden, ob es die Packers doch noch in die Playoffs schaffen. LB Mike Neal zitterte dabei die ganze Zeit an der Außenlinie, sagte sich selbst aber immer wieder: "We've got 12" - gemeint #12 - ARod. Dreimal mussten die Packers den 4. Versuch ausspielen - für zweimal 1 und ein letztes Mal für 8 Yard. Die Spieler überredeten Coach McCarthy alles auf eine Karte zu setzen. Bei 4th&8 und die Playoffs auf dem Spiel blitzten die Bears, Rodgers konnte aber - durch einen Block von John Kuhn - entkommen und sah den weit enteilten Randall Cobb der Endzone entgegenlaufen - perfekter Pass, Fang und Touchdown.
Die restlichen 30 Sekunden reichten dann nicht mehr für die Bears, die Hail Mary wurde abgefangen und die Packers dürfen sich nun auf ein Heimspiel am kommenden Sonntag freuen. Was ein Spiel.



Rodgers gibt Packers auch Chance gegen die 49ers
Als Gegner im legendären Lambeau Field (bei voraussichtlich minus 15 Grad) warten nun die San Francisco 49ers - ein Playoff Re-match also vom letzten Jahr, nur dieses Mal im kühlen Wisconsin. Sicherlich wird das ein Faktor sein, welchen die 49ers berücksichtigen müssen, trotzdem gehen sie als Favoriten ins Spiel. Sie sind das derzeit "hotteste" Team der NFL, haben 11 ihrer letzten 13 Spiele gewonnen und kommen mit einigen wieder genesenden Spielern langsam richtig in Fahrt.
Doch auch die Packers glauben nun an sich und "confidence" ist manchmal alles. Nach einer Saison mit vielen Veränderungen und Verletzungen, sind sie mit Rodgers schwer auszurechnen. Die letzten Wochen haben sie für alle Eventualitäten gestärkt, meint auch Coach McCarthy. Mit ihrem starken Laufspiel (siebt-bestes der Liga) und einem MVP-QB können sie gegen jedes Team der Liga Punkte erzielen. Die Defensive wird - gerade nach dem Ausfall von Clay Matthews - entscheidend sein, aber auch hier hat die Secondary immerhin in den letzten Wochen einige Ballgewinne verzeichnen können. Diese sind in jedem Fall nötig. Ob das dann ausreicht, ist zwar zu bezweifeln, aber Drehbuch-Regisseure hätten es nicht besser schreiben können: Führt Aaron Rodgers die Packers auch noch zu einem Sieg gegen Colin Kaepernick und Co, dann wird alles möglich. Steve Mariucci - ehemals Coach der 49ers und QB-Coach bei den Packers - meinte am Sonntag noch vor dem Spiel, dass es schlicht nur sehr wenige Spieler gibt, die den Unterschied ausmachen können, die Schwächen des eigenen Teams "maskieren" können - z.B. Brady, Manning, Rodgers. mal sehen, ob es #12 am Sonntag wieder gelingt...




ms

Mittwoch, 30. Oktober 2013

Dominante Vorstellung in Minnesota - Packers mit Running-Game Geheimfavorit?

Vieles könnte man am letzten Spieltag der NFL diskutieren. Das Temperament von Dez Bryant, schon wieder ein Comeback-Win von Tom Brady, das Marschieren der jeweiligen Conference-Favorites Seahawks, 49ers, Saints, Broncos und Chiefs. Doch die haben mich alle nicht so wirklich interessiert. Ein Team fliegt immer noch irgendwie unter dem Radar: die Green Bay Packers.

Dominierende Packers
Das Spiel am Sonntag gegen die Vikings war ein Parade-Beispiel, wie dominant man Football-spielen kann. So stark habe ich bisher kaum ein Team gesehen. Minnesota – und das obwohl zu Hause spielend – hatte nicht den Hauch einer Chance.
Manchmal drücken es gewisse Zahlen doch am besten aus: Von 60 Minuten Spielzeit hatten die Packers 40 Minuten den Ball und während des gesamten Spiels haben sie nicht ein einziges Mal gepuntet. Effizienz, wohin das Auge reicht! Dass sie am Ende mit einer komfortablen Führung sogar noch zwei Touchdowns herschenkten, hat eigentlich nur kosmetischen Wert. Und hier lügt man nicht mit Statistik, denn das Endergebnis von 44:31 drückt das noch nicht mal genau aus: Das Spiel war noch einseitiger!
Der Kick-Off-Return-Touchdown der Vikings zum Start des Spiels war nahezu die einzige nennenswerte Aktion der Heimmannschaft in der ersten drei Vierteln des Spiels! Danach schlossen die Packers einen 90-Yard-7,5Minuten- und einen 82-Yard, 8,5Minuten-Drive jeweils mit Punkten ab. Jordy Nelson mit einem 76-Yard-Catch-and-Run-Touchdown und ein Punt-Return-TD des Rookies Micah Hyde sorgten für 24 Punkte zu Halbzeit für die „Cheese-Heads“ aus Wisconsin.
Die Vikings konnten kurz vor der Pause zwar noch einen Touchdown von Adrian Peterson bejubeln, den Drive am Leben hielt jedoch eine Pass-Interference-Strafe, die selbst Vikings-Fans als großzügig betiteln würden. Dass der vorherige Drive der Vikings auch durch eine dumme Strafe eines Packers am Leben erhalten wurde, erwähnen wir mal erst gar nicht. Jeweils wäre es ein 3-and-out und die Vikings noch weniger auf dem Platz gewesen.

Zweite Halbzeit, gleiches Spiel
Und das Schlimme war: Es ging so weiter. Die Packers legten gleich nach der Pause einen sage und schreibe fast-9-Minuten-Drive hin, an dessen Ende Rookie-RB Eddy Lacy das Ei nur noch ein Yard in die Endzone hämmern musste. Doch damit nicht genug: Ein schnelles 3-and-out für die Vikings und zack war es der andere Running Back der Packers (James Starks), der zu Beginn des vierten Viertels die Führung auf 38:14 ausbaute. Das Spiel war so gut wie zu Ende.
Dass die Packers dann wiederum die Vikings nach 3 Versuchen und 3 Yards auf die Bank schickten und ihrerseits wieder bis zu 1-Yard-Linie marschierten, kann eigentlich nur noch als Macht-Demonstration gedeutet werden. Wohlwollend wurde dann 2 Gänge zurückgeschaltet, um die Vikings auch noch ein wenig spielen zu lassen.

Laufen und zur Not wirft ein MVP
Die Kommentatoren des Spiels waren zu dieser Zeit bereits voll des Lobes und wussten gar nicht, bei wem sie anfangen sollten: Lacy, Starks, Defense, Rodgers, Nelson. Aber eines stand fest: wenn die Packers so weiter spielen, möchte sie keiner gerne als Gegner haben!
Und die Gründe für diese derzeit sehr solide und dominante Spielweise, liegen deutlich auf der Hand: Die Packers haben endlich wieder ein Running Game! Eddy Lacy bekam am Sonntag 29 Mal den Ball in die Hand gedrückt und erlief fast 100 Yards. James Starks – wiedergenesen nach einer Verletzung – trug sein Teil ebenso bei. Ein „Hammer“-RB und schwer zu fassende Läufer mit Starks und Rookie Johnathan Franklin sorgen für ein sehr zu respektierendes Laufspiel der Mannschaft aus Wisconsin und verleihen dem Team die Ausgeglichenheit, nach der es so lange gesucht hat. Ewigkeiten ohne einen Läufer über 100 Yards pro Spiel gehören der Vergangenheit an, nun ist dies fast regelmäßig der Fall. Gerade in der aufziehenden kalten Jahreszeit wird dieses Laufspiel noch mehr Wirkung entfalten als jetzt bereits.



Und nach so einem langen Text über die Packers, hab ich noch nicht mal einen Satz zu Aaron Rodgers geschrieben. Kommt auch nicht so oft vor… - aber über diesen Mann muss nicht mehr viel Worte verlieren. „Ridiculous“, was er da manchmal so für Pässe wirft: Am Sonntag hätten die verteidigenden Vikings sich schlicht kurz ans Ohr fassen müssen und der Pass wäre abgefangen gewesen: zweimal rasierten die Würfe von „ARod“ die Köpfe der Verteidiger und landeten punktgenau in den Händen von Jordy Nelson, der daraus natürlich einen Touchdown machte. Dass Rodgers auch die Noch-No-Name-Receiver, die er derzeit zur Verfügung hat, ebenfalls mit guten Würfen versorgte, versteht sich von selbst.

Verletze kommen wieder zurück
Dieser Punkt ist vielleicht derjenige, welcher die Packers zur gefährlichsten Mannschaft der NFC macht: Immernoch müssen sie wichtige Ausfälle verkraften, aber die kommen auch bald wieder zurück. WR James Jones wird bald wieder auflaufen können und WR Randall Cobb wird spätestens zum Ende der regulären Saison dem Spiel wieder mehr Schnelligkeit geben. Zwar ist kaum davon auszugehen, dass TE Jermichael Finley nach seiner Nacken-Verletzung in diesem Jahr nochmal zurückkommt, aber so wie die Offensive derzeit „läuft“ ist auch dies zu verkraften.
Vor allen Dingen weil sich auch die Defensive stärker präsentiert, als viele es vermutet haben - derzeit ist man elfbeste Verteidigung der Liga, viertbeste sogar gegen den Laufangriff. Und auch hier werden wichtige Spieler erst später wieder hinzustoßen, allen voran Star-OLB Clay Matthews. Casey Hayward – letztes Jahr mit den meisten Interceptions bei den Packers – kam dieses Wochenende schon wieder zum Einsatz, LB Nick Perry wird auch bald wieder fit sein. Und bisher machen auch die Back-Ups einen guten Eindruck und werden mit den wiederkehrenden Startern eine gute Rotation bilden können.

Mag sein, dass ich vieles aus einer ziemlichen Beeindrucktheit heraus schreibe, aber die Packers wirken brandgefährlich. Gewinnen sie die wichtigen Divisionsspiele der nächsten Wochen (gegen die Bears und bei den Lions) dürften einige mehr das Team nicht mehr nur auf Platz 9 des Power Rankings sehen...
Derzeit hält Seattle den #1-Seed in der NFC und zu Hause sind die Seahawks seit Weihnachten 2011 nicht mehr geschlagen worden, aber gut…ääh warte mal, da war doch was…: das einzige Team, dass dort in den letzten Jahren gewonnen hat, war: die Green Bay Packers. Letztes Jahr, bis Schiedsrichter sich für das falsche entschieden…



Aber egal, noch ewig hin alles und es kann so viel passieren…


ms




Mittwoch, 11. September 2013

Falcons (immer) noch nicht das Top-Team, dass sie sein wollen – Saints mit starkem Start

Erster Spieltag. Erste Spielanalyse der neuen Saison. Immer irgendwie schwer anzufangen, aber ja, die Saison des besten Sports der Welt ist wieder in vollem Gange. Und der erste Spieltag hatte gleich hammer Match-Ups zu liefern.
Ich zog mir das nimmer müde Duell der NFC South rein, welches wohl auch in diesem Jahr das entscheidende im Sieg der Division sein wird: die Atlanta Falcons gegen die New Orleans Saints.
 
Für Falcons heißt es "Superbowl or Bust"
Die Vorzeichen waren recht klar: Atlanta hatte im letzten Jahr den besten NFC-Record aufgewiesen, war nur knapp am Superbowl vorbeigeschrammt und sich für die neue Saison mit RB Stephen Jackson verstärkt, als auch TE Tony Gonzales zum Weitermachen bewegt. Auch die Defense wurde verbessert – viele meinen deswegen auch: Superbowl or Bust. Schaffen es die Falcons in dieser Saison nicht den Titel zu holen, dürfte die Zeit so ein wenig vorüber ziehen.


Anders bei den Saints. Neue Hoffnung keimte da in der Off-Season auf. Coach Sean Payton ist endlich wieder an Bord –nach einem Jahr Bounty-Skandal-Straf-Auszeit – und suchte sich gleich einen neuen Defensive Coordinator, um eine der schlechtesten Verteidigungen der Liga wieder auf anständiges Niveau zu bringen. Keinen geringeren als Rob Ryan – wohl bekannt aber noch ohne großen durchschlagenden Erfolg. Dass das Duell der beide Rivalen gleich zu Beginn der Saison stattfand, machte die Sache natürlich nicht uninteressanter. Standortbestimmung nennt man so etwas wohl.
Und was soll man sagen, ich nehme es vorweg: die Saints zeigten, dass sie in dieser Saison wieder angreifen werden und siegten 23:17. Die Falcons enttäuschten mich (bzw. ihre erwartungsfreudigen Fans) wieder einmal. Und – ja, jetzt könnte hier gleich massive Kritik folgen – es bewies sich mal wieder, dass es nicht wirklich am Team, den Spielern der Falcons liegen kann (man kann durchaus behaupten, dass die Erfahrung und Potential der Falcons insgesamt besser war als die der Saints), sondern hauptsächlich an Coach Mike Smith!
 
Problem der Falcons: der Coach bzw. die mangelnde Konstanz innerhalb eines Spiels?
Jetzt mal ernsthaft und konkret: Wenn man in der NFL in der heutigen Zeit Meisterschaften und wichtige Spiele gewinnen will, braucht man erstklassige Coaches, oder Spieler, die entweder zusammen mit dem Coach oder auch mal alleine, das Heft in die Hand nehmen und die richtigen Entscheidungen treffen, die es dafür bracht. UND – und darauf will ich hinaus – braucht man Anpassungsfähigkeit, Flexibilität im Denken und in der Spielstrategie. „In-game-strategie“ nennen das die Amerikaner und beschreiben damit die Fähigkeit von Teams auf Spielstände und –situationen angemessen zu reagieren – entweder mit Leidenschaft aber vor allen Dingen mit taktischer Finesse und Intelligenz.
Nicht, dass ich diese Fähigkeiten Mike Smith absprechen würde, aber an ein Niveau eines Bill Belichick, oder eben Sean Payton reicht Smith noch lange nicht heran.
Wie komme ich dazu?
Ich beobachte die Flacons schon längere Zeit und bewundere immer deren kontinuierlichen Aufbau eines schlagkräftigen Teams. Das haben sie mittlerweile erreicht und wenn man sich die offensiven Starter anschaut, kann man sich kaum vorstellen, warum diese Leute nicht im Stande sind, konstant Punkte zu produzieren, oder ein Spiel zu dominieren.
Viele Spiele der Falcons habe ich letztes Jahr gesehen und immer hatte ich das Gefühl, dass sie mit richtigem Plan und Spielzügen unschlagbar sind, aber wehe sie gerieten mal in Rückstand oder standen unter Druck, dann schwächelten sie, riefen nicht ihr Potential ab. Und das liegt nicht ausschließlich an die Spielern.
 
Bilanz in knappen Spielen verdeutlicht Schwierigkeiten
Letzte Saison NFC Divisional Playoffs gegen die Seattle Seahawks: die Falcons führen zur Halbzeit 20-0 und lassen sich in der zweiten Halbzeit nieder machen, schaffen es am Ende gerade nochmal den Hals aus der Schlinge zu ziehen. Das gelang ihnen im Conference Final nicht mehr, wo sie gegen die 49ers schon früh 17-0 führten. Auch im letzten Jahr, als ich das Spiel gegen die Saints anschaute, merkte man, dass sie unter Druck nicht ihr Potential abrufen konnten und ihre Schwachstellen erkannt und ihre Vorteile entgegengewirkt wurden – von guten gegnerischen Trainer natürlich. So auch am Sonntag.
 
Falcons zu inkonstant gegen aggressive Saints
Die Falcons führten früh 10-0. Klar, das muss man nicht über die Zeit retten in New Orleans, und die Saints antworteten auch recht schnell, aber bis zur Halbzeit brachten die Falcons keine weiteren Punkte zustande. Ein Fumble von WR Julio Jones (eher selten der Fall), einige Strafen und Sacks ließen dies nicht zu. Doch aus der Halbzeitpause kamen sie wieder voll mit Plan: erster Drive: gleich ein Touchdown. 17-13 Führung. Dann aber wieder: keine Punkte, bis zum letzten Drive kurz vor Schluss, den sie mit einem TD abschließen mussten, um den 6-Punkte-Rückstand überhaupt auszugleichen. Dazwischen: inkonstantes Spiel, wenig Anpassung an die aggressive Verteidigung der Saints (was ja nicht seit gestern ein Markenzeichen von Rob Ryan ist). Erst im letzten Drive holte man anscheinend seine besten Spielzüge wieder raus, um alles nochmal zu probieren, aber das ist meiner Meinung nach einfach zu wenig. Ein Team der Klasse von Atlanta müsste doch souveräner auftreten, locker auf Gegner-taktiken reagieren können, oder bin ich da zu anspruchsvoll gegenüber den Falcons?
Denn sie könnens ja!: Der letzte Drive führte sie bis kurz vor der Endzone, wo dann Sekunden vor Ende doch noch ein Pass von QB Matt Ryan abgefangen wurde.
Vielleicht ist es noch ein wenig zu früh für Ansprüche an Souveränität, aber ein Titelfavorit wie die Falcons hat mich ein wenig enttäuscht.
oder hab ich hier die Saints unterschätzt? in jedem Fall: Hut ab. Sie sind wieder da, und das ist auch gut so.
 
 
 
ms

Mittwoch, 12. Juni 2013

„Tebowmania?“ – „No!“


Der polarisierendsten Werfer auf dem Transfermarkt wurde am gestrigen Dienstag von den New England Patriots verpflichtet und Cheftrainer Bill Belichick vermittelte direkt einen Eindruck, wie er mit „Tebowmania“ umzugehen gedenkt.
„Welche Rolle spielte die mediale Aufmerksamkeit, die Tim Tebow mit sich bringt, beider Entscheidung ihn zu verpflichten?“, fragte ein Reporter während der Pressekonferenz. Die knappe Antwort: „Keine.“ Ende der Diskussion. Die New England Patriots geben sich große Mühe die „Boston Tebow Party“ so klein wie möglich zu halten, und man darf sicher sein, dass sie damit Erfolg haben werden. Es gibt nur wenige Organisationen, die so gefestigt sind und so treu zu ihren Strukturen stehen wie die Patriots. Der dafür bezeichnende Begriff „the patriots way“, meint, keiner steht über der Mannschaft und wir erzählen den Medien so wenig wie möglich, am besten gar nichts.

Tim Tebow bei seinem ersten New-England-Training mit Tom Brady und OC Josh McDaniels.

„Was-soll-das-denn?“-Fragen sind Belichick egal
Belichick ist alles egal, was andere denken. Er hat Tebow als Sportler verpflichte und nicht als mediale Hype-Figur, wie es die New York Jets letztes Jahr taten. Belichick sieht Tebows Talent, Führungskraft und Arbeitswillen. Darüber hinaus hat er sich schon oft als kreativer und unkonventioneller Stratege bewiesen, der das Spielsystem nach den Talenten in der Mannschaft ausrichtet. Es sei an den 2010er Draft erinnert, wo die Patriots in der zweiten und vierten Runde zwei Tight Ends verpflichteten und sich jeder fragte „Was soll das denn?“. Heute spielen viele Teams mit einem „Two-Tight-End-Set“.
Bosten ist der perfekte Platz für Tebow. Er ist nun der dritte Quaterback nach Ryan Mallett und Tom Brady, und das wird sich so schnell nicht ändern. In dieser Position kann er von dem besten lernen und seinen oft kritisierten inkonstanten Wurf verbessern.

„Good things happen to good people”
Nun sprechen die statistischen Werte nicht für Tebow und seine Trainingswürfe sind auch schlecht. Aber das wissen wir, schon seit seiner Zeit in Denver. Die Patriots werden ihn weiter anlernen und ihn vielleicht in gewissen Spiel-Situationen einsetzen. In welchen wollte Cheftrainer Bill Belichick natürlich nicht verraten. Aber wenn die Verteidigung in der Vorbereitung auf ein Patriots-Spiel auch nur 20 Minuten sich mit Tebow befasst, dann hat Belichick schon was gewonnen. Darüber hinaus sind Tebows Fähigkeiten besser, als die der meisten Ersatz-QBs in der NFL. Bei den Seattle Seahawks ist das Brady Quinn, den Tebow bereits in Denver ausstach. 21 Teams in der NFL haben einen QB auf der Reservebank, der weniger Spiele gewann als Tebow. Das ist Fakt.


Tom Brady meinte schon vor zwei Jahren zu Tebow „Good things happen to good people”. Damit wird er Recht behalten. Foxborough ist der richtige Ort dafür.

mh  

Sonntag, 26. Mai 2013

Die Zukunft der Spiele


Crabtree verletzt, Urlacher hört auf, Tebow immer noch ohne Job, Woodson wieder bei den Raiders. Wenn die Neuigkeiten der letzten Monate in zwei Zeilen passen, dann ist spätestens klar, dass die NFL pausiert. Selbst hauptberufliche Sportreporter wissen nicht genau, wie sie das Frühjahrs-/Sommerloch überbrücken sollen. Also diskutieren sie über die Zukunft der Spiele.

Willkommen im 21. Jahrhundert
Sportreporter Dan Patrick fragt in seiner Radioshow: „Warum soll ich das ganze Geld zusammenkratzen und mich durch den Verkehr kämpfen?“ Die Warteschlangen an den Imbissbuden sind lang, der Weg vom Sitz dorthin ebenso. Im Winter ist es kalt, im Sommer heiß. Nur die neusten Stadien, beispielsweise in New York und Dallas haben große Bildschirme, die während des Spiels hochauflösende Wiederholungen zeigen. Warum das ganze? Die NFL und die Football-Medienlandschaft debattieren gerade, wie die Zukunft der Spiele aussieht, wie das Fanerlebnis im Stadion noch besser wird, denn viele Fans kritisieren scheinbar zu Recht, dass zu Hause gucken besser ist. Das Resultat sehen wir in San Francisco. Levi’s Stadium, Gastgeber des 50. Superbowls, Superbowl L wird das modernste Stadion. Es setzt vor allem technische Akzente. Mit eingebauten W-LAN bietet es Zuschauern die Möglichkeit mit Smartphones und Tablets Radio zu hören, Spielhighlights zu schauen und Essen an den Platz zu bestellen. Willkommen im 21. Jahrhundert.

Einmalige, analoge Erlebnisse
Warum gehen wir ins Stadion? Jeder Fußball-Fan kennt diese Momente, in denen man das Gefühl hat, mit seinem Gesang der Mannschaft zum Sieg verholfen zu haben. Und wenn es einmal nicht der Sieg sein soll, dann ist es doch das verbindende Gemeinschaftsgefühl, das einen freut. Das bewiesen nicht zu letzt die irischen Fans bei der Fußball-Europameisterschaft 2012. Beim aussichtslosen 4-0 gegen Spanien in der 87. Spielminute sangen die Zuschauer aus dem Norden das berühmte Lied „Fields of Athenry“.



Fernsehkommentatoren und spanische Fan verweilten in Stille. Ein grandioser Moment, der auf dem Bildschirm sicher auch bewegt, aber einmalig im Stadion ist. Fraglich wer bei so was noch an Twitter, Facebook und vernetzt-sein denkt. Aber scheinbar sind analoge Erlebnisse nicht mehr im Trend. „Das Spiel an sich ist nicht mehr genug“, fasst Rich Eisen, NFL-Reporter, das Problem zusammen.
Endlich mal ein Trend, der in den USA bleiben kann. Denn die Zukunft der Spiele ist nicht digital, das zeigt der Fußball. 

mh