Die Karten
werden neu gemischt. Die Free-Agency-Hauptphase ist vorüber, in 28 Tagen steht
der Draft an und Teams bringen sich für die kommende Saison in Position. Grund genug,
die wichtigsten Transfers genau zu analysieren.
Warum weg mit Welker?
768
Receptions, 8.580 Yards, im Durchschnitt 11.2 Yards pro Ball, in den letzten
sechs Jahren, 5-mal deutlich über 1000 Yards und doch ersetzbar? Erst die kommende
Spielzeit wird zeigen, ob die Patriots gut beraten waren Wes Welker, ihren
besten Widereceiver, an den Konkurrenten in Denver abzugeben. Es ist ja nicht so
als ob in Boston Saint’sche oder Packer’sche Verhältnisse herrschen. Betrachtet
man die besten QBs der Liga wird schnell deutlich, dass keiner ohne ein
extravagantes Receiving-Corp auskommt. Keineswegs schwächt es die Leistung von
Aaron Rodgers, Drew Brees, Peyton Manning und Eli Manning ab. Aber Fakt ist,
dass alle ausnahmslos mindestens zwei Top Receiver haben, die zusammen letztes
Jahr mindestens 2000 Yards abgefrühstückt haben. Nur Tom Brady hat nicht
denselben Typus Mitarbeiter wie seine Wurfkollegen von der Konkurrenz.
Zugegeben seine beiden Tight Ends Aaron Hernandez und Rob Gronkowski sind Monstermaschinen,
die in den letzten Jahren ähnlich viele Yards gemacht haben und wichtige
Catches für die Mannschaft verbuchen konnten. Doch der Weggang von Randy Moss
2010 konnte nicht kompensiert werden und auch der Weggang von Welker wird nicht
mit dem Neuzugang kompensiert werden. Danny Amendola hat in den letzten Jahren
bei den St. Louis Rams bewiesen, dass er zu besten Slot-Receivern gehört. In
seiner neuen Mannschaft mit exzellenter O-Line und QB wird er aufblühen. Vergleicht
man jedoch die verletzungsbedingten Ausfälle der beiden, wird schnell deutlich,
dass Welker ein unverzichtbarer Grundstein des New-England-Erfolges war.
Amendola hat von 64 Spielen 22 gefehlt, davon 20 in den letzten Jahren. Welker
hat in den letzten acht Jahren, bei 128 Spielen, drei mal ausgesetzt. Football
ist nicht Baseball und Spieler verletzen sich. Umso besser wenn man Spieler wie
Wes Welker hat.
Anquan Boldin.
Von einem Harbaugh zum anderen.
772
Receptions, 10.165 Yards, im Durchschnitt 13.2 Yards pro Ball, in den letzten zehn
Jahren, 5-mal über 1000 Yards und doch
ersetzbar? Analysten und Kommentatoren schütteln verständnislos die Köpfe.
Warum wird einer der besten Spieler, den die Mannschaft auf dem Weg zum
Superbowl-Sieg hatte, weggeschickt. Nie haben derart viele Spieler eines
Superbowl-Siegers die Mannschaft verlassen. Bei den Baltimore Ravens sind es acht und einer
davon ist Anquan Boldin. Boldin konnte sich auf dem Weg ins Finale durch
wichtige und spektakuläre Catches auszeichnen und doch waren die vereinbarten 8 Millionen Dollar Jahresgehalt zu viel, sodass Boldin für einen lächerlichen Sechst-Runden-Pick
zu den San Francisco 49ers wechselt. Ein mehr
als fragwürdiger Move. Aber was bleibt einem anderes übrig, wenn der solide
aber nicht Top-5-Kaliber-QB Joe Flacco eine Top-5-Kaliber-QB-Vertrag bekommt.
Dann bleibt kein Geld für Ed Reed, Paul Kruger oder Dannell Ellerbe. Sicher es können
nie alle Spieler bleiben. Es wird sich aber noch herausstellen, ob Flacco das
Team eigenhändig zum Sieg tragen kann. Seit der Gründung der Ravens 1996, war
die Mannschaft nie um den QB aufgestellt, sondern immer um die Defensive. Hätte
das Management diesen Gedanken konsequent weitergedacht, hätten sie Flacco
gehen lassen müssen, einen neuen, ebenso soliden QB in Draft oder Free Agency
holen müssen und die Defensivkräfte halten können. Auch wenn das zu radikal
gedacht ist, sinnvoll wäre es gewesen. Doch was gänzlich unnötig war,
Boldin gehen zu lassen.
Erfahrung
und Konstanz hat scheinbar nur wenig Wert in der NFL. Manager wetten gegen kampferprobte
Veteranen. Ob die Rechnung aufgeht, bleibt fraglich.