Samstag, 29. November 2014

This is the end... - RGIII wird in Washington degradiert

Was anfing wie eine hoffnungsvolle Traumkombination, entpuppt sich mehr und mehr zu einem großen Missverständnis. Robert Griffin III wird am Wochenende für die Washington Redskins nicht mehr als Starting-QB aufs Feld laufen. Der Rookie des Jahres 2012 wird somit schon im zweiten Jahr in Folge spät in der Saison aufgrund mehr oder weniger schlechte Leistungen auf die Bank gesetzt. Viele, z.B. LaVar Arrington, können sich kaum vorstellen, dass er damit überhaupt noch eine Chance in Washington hat, dem Team welches ihn 2012 in der ersten runde gedraftet hatte.


Auf die Bank gesetzt, wegen Colt McCoy...(!)

Coach Jay Gruden betonte in der Pressekonferenz zur Degradierung am Mittwoch, dass QB Colt McCoy dem Team derzeit einfach die besseren Chancen gibt zu gewinnen und er seine Chance verdient hat. Wenn er überzeugt, dann wird er auch die Nummer eins bleiben.
Aber wie konnte es dazu kommen dass der ehemals hochlobte RGIII so schnell von zu viel versprechenden Leistungen zu einer weitgehende Enttäuschung wurde? Zwei gründe kann man da meiner Meinung nach ausmachen: Seine Einstellung bzw. Persönlichkeit (und damit sein Umgang mit den Medien), sowie einfach sein (derzeit) schlechtem Spiel.

Unverständlich schwache Leistungen als Quarterback

Dass dürfte wohl der ausschlaggebenste Grund gewesen sein. Schon in den letzten Wochen bzw. auch schon zu Beginn der Saison konnte RGIII nur in Ansätzen auf seiner Position überzeugen. Gerade in den letzten beiden Spielen von seiner Knöchelverletzung genesen machte er in seinem Quarterback-Spiel kaum etwas richtig und war schwer mit anzusehen. Schlechte Würfe - teils überworfen, teils zu kurz und zu ungenau geworfen-, mit schlechter Stellung in den bzw. zum Wurf. Viel erschreckender aber seine auffällig nicht vorhandene Fähigkeit einfachste Verteidigungsreihen zu entschlüsseln und Angriffszüge durchzuspielen. Brain Billick als ehemaliger QB-/und Head-Coach versiert zernahm ihn regelrecht in der letzten Woche und zeigte auf wie er selbst einfachste Reads nicht sah - I dont know what he sees...
Nach dem Spiel gegen San Francisco hatte Experte Mike Mayock eine ähnliche Analyse seines schlechten Spiels parat.

Andere Quarterback-Philosophie mit Gruden
Auch zu Beginn der Saison tat er sich nach seiner verletztgespielten Saison 2013 schwer wieder an die Leistungen in seinem Rookiejahr anzuknüpfen. In das neue System von Gruden musste er sich erst noch rein finden. Gruden stand zudem für eine ganz andere Philosophie für die Quarterback-Position: Er will eher einen QB der als Manager auf dem Platz ist, gute Entscheidungen trifft und flexibel spielen kann. In erster Linie galt es die Playmaker um ihn herum mehr ins spiel zu bringen: WR DeSean Jackson hatte man extra dafür verpflichtet, WR Pierre Garcon ist ebenfalls kein schlechter. Auch auf der Tight End-Position waren des 'Skins gut besetzt und mit RB Alfred Morris hatte man einen Running Back der prädestiniert war fürs "carrying the load"...
Die Offensive Line macht in der Tat derzeit erhebliche Probleme aber - auch das wissen alle experten - muss man mit schnellen Pässen zu den Playmakern begegnen. Aber genau hier ist RGIII schwach. Oft kommt es einem so vor als ob er die dinge über-denkt und irgendwie unsicher und auf der suche nach der besten Option die einfachen Pässe vergisst.
LaVar Arrington hatte interessanterweise bereits nach dem zweiten PreSeason-Spieltag auf diese schwäche RGIII hingewiesen: er suche immer nur die erste Option des Wurfes,  die vom Spielzug möglich ist. Ist diese nicht da, laufe er einfach selbst los obwohl vielleicht andere Optionen auch noch möglich wären. Dies, so LaVar, bedeute zwangläufig eine riesige Verletzungsgefahr weil man nicht jeden zweiten versuch anfangen kann durch die Gegend zu laufen. Es bringt aber auf der anderen Seite auch nicht die Mitspieler ins spiel bzw. lässt die gegnerische Defense die anderen Optionen respektieren...

Das komisches Selbstbild des RGIII
Das bringt einen zwangsläufig auch zur Person des Robert Griffin III. Schon Ende der 2012er Saison hatten wir über sein erstes Playoffspiel geschrieben und wie er sich dort unverständlicherweise gesundheitsgefährdend auf den Platz stellte und während des Spiel dann auch sein Knie zertrümmerte. Das hätte man noch als unbedingten Willen abtun können, als heldenhafte Naivität oder nahezu patriotistische Loyalität zu seinem Team zu stehen - das mögen ja die Amerikaner besonders. Aber der Nachgang dazu und der Umgang in 2013 hätte deutlich machen müssen wie RGIII tickt und wie er eigentlich eine Gefahr für sich und auch seines Teams sein kann.
Ich will nicht dramatisieren, ich mochte ihn am Anfang auch und fand - persönlich betroffen - einen Politikwissenschaftler als Profi-Footballer schon ziemlich cool. Aber wie das immer so ist mit den Sozialwissenschaftlern: Oftmals überdenken sie sehr viele Sachen, fühlen sich zum Teil überlegen und denken und tun so als ob sie über alles bescheid wüssten. RGIII nahm schon damals die Rolle ein, sich für das Team einzusetzen, alles dafür zu tun, besser zu werden - bei seinen Interviews hatte man eigentlich regelmäßig das Gefühl, er komme sich wie der Trainer vor, wisse ja schon alles. Dass dies bei Coach Mike Shannahan nicht gut ankam, konnte man sich vorstellen. Dass er innerhalb des Teams durchaus für seinen Einsatz geachtet wurde, mag sein, aber die Erwartungen müssen dann eben auch erfüllt werden. Das war schon in der - zugegen verletzungsbedingten - schlechten Saison 2013 nicht der Fall.
Nun wurde es noch schlimmer, also seine Leistung und sein naiver Umgang damit in den Medien.

Kein Chance mehr in Washington
Schon nach dem ersten Spiel nach seiner Verletzung gegen Tampa Bay überraschte er die Medienvertreter bei seiner Nach-Spiel-PK mit der Aussage, dass ja auch große QBs wie Peyton Manning und Tom Brady nicht gut spielen, wenn die Spieler um sie herum dies nicht tun. Autsch. Berechtigte Frage, was er damit eigentlich gemeint hat und warum er so seine Mitspieler schlecht dastehen lässt. Kein Wunder, dass Coach Jay Gruden dies öffentlich und vehement korrigierte. Dass Gruden nach einem erneut schwachen Spiel jetzt die Reißleine zog, war nur zu verständlich. Auch Skip Bayless vermutet, dass gerade diese Attituden von RGIII dem Coach wenig gefallen. Alle Zeichen deuten darauf hin, dass er sich woanders eine neue Chance suchen muss.
Schade eigentlich. Es hatte doch alles so gut angefangen in der Hauptstadt der USA... (ist ja wie in der Politik...;)

ms