Mittwoch, 11. September 2013

Falcons (immer) noch nicht das Top-Team, dass sie sein wollen – Saints mit starkem Start

Erster Spieltag. Erste Spielanalyse der neuen Saison. Immer irgendwie schwer anzufangen, aber ja, die Saison des besten Sports der Welt ist wieder in vollem Gange. Und der erste Spieltag hatte gleich hammer Match-Ups zu liefern.
Ich zog mir das nimmer müde Duell der NFC South rein, welches wohl auch in diesem Jahr das entscheidende im Sieg der Division sein wird: die Atlanta Falcons gegen die New Orleans Saints.
 
Für Falcons heißt es "Superbowl or Bust"
Die Vorzeichen waren recht klar: Atlanta hatte im letzten Jahr den besten NFC-Record aufgewiesen, war nur knapp am Superbowl vorbeigeschrammt und sich für die neue Saison mit RB Stephen Jackson verstärkt, als auch TE Tony Gonzales zum Weitermachen bewegt. Auch die Defense wurde verbessert – viele meinen deswegen auch: Superbowl or Bust. Schaffen es die Falcons in dieser Saison nicht den Titel zu holen, dürfte die Zeit so ein wenig vorüber ziehen.


Anders bei den Saints. Neue Hoffnung keimte da in der Off-Season auf. Coach Sean Payton ist endlich wieder an Bord –nach einem Jahr Bounty-Skandal-Straf-Auszeit – und suchte sich gleich einen neuen Defensive Coordinator, um eine der schlechtesten Verteidigungen der Liga wieder auf anständiges Niveau zu bringen. Keinen geringeren als Rob Ryan – wohl bekannt aber noch ohne großen durchschlagenden Erfolg. Dass das Duell der beide Rivalen gleich zu Beginn der Saison stattfand, machte die Sache natürlich nicht uninteressanter. Standortbestimmung nennt man so etwas wohl.
Und was soll man sagen, ich nehme es vorweg: die Saints zeigten, dass sie in dieser Saison wieder angreifen werden und siegten 23:17. Die Falcons enttäuschten mich (bzw. ihre erwartungsfreudigen Fans) wieder einmal. Und – ja, jetzt könnte hier gleich massive Kritik folgen – es bewies sich mal wieder, dass es nicht wirklich am Team, den Spielern der Falcons liegen kann (man kann durchaus behaupten, dass die Erfahrung und Potential der Falcons insgesamt besser war als die der Saints), sondern hauptsächlich an Coach Mike Smith!
 
Problem der Falcons: der Coach bzw. die mangelnde Konstanz innerhalb eines Spiels?
Jetzt mal ernsthaft und konkret: Wenn man in der NFL in der heutigen Zeit Meisterschaften und wichtige Spiele gewinnen will, braucht man erstklassige Coaches, oder Spieler, die entweder zusammen mit dem Coach oder auch mal alleine, das Heft in die Hand nehmen und die richtigen Entscheidungen treffen, die es dafür bracht. UND – und darauf will ich hinaus – braucht man Anpassungsfähigkeit, Flexibilität im Denken und in der Spielstrategie. „In-game-strategie“ nennen das die Amerikaner und beschreiben damit die Fähigkeit von Teams auf Spielstände und –situationen angemessen zu reagieren – entweder mit Leidenschaft aber vor allen Dingen mit taktischer Finesse und Intelligenz.
Nicht, dass ich diese Fähigkeiten Mike Smith absprechen würde, aber an ein Niveau eines Bill Belichick, oder eben Sean Payton reicht Smith noch lange nicht heran.
Wie komme ich dazu?
Ich beobachte die Flacons schon längere Zeit und bewundere immer deren kontinuierlichen Aufbau eines schlagkräftigen Teams. Das haben sie mittlerweile erreicht und wenn man sich die offensiven Starter anschaut, kann man sich kaum vorstellen, warum diese Leute nicht im Stande sind, konstant Punkte zu produzieren, oder ein Spiel zu dominieren.
Viele Spiele der Falcons habe ich letztes Jahr gesehen und immer hatte ich das Gefühl, dass sie mit richtigem Plan und Spielzügen unschlagbar sind, aber wehe sie gerieten mal in Rückstand oder standen unter Druck, dann schwächelten sie, riefen nicht ihr Potential ab. Und das liegt nicht ausschließlich an die Spielern.
 
Bilanz in knappen Spielen verdeutlicht Schwierigkeiten
Letzte Saison NFC Divisional Playoffs gegen die Seattle Seahawks: die Falcons führen zur Halbzeit 20-0 und lassen sich in der zweiten Halbzeit nieder machen, schaffen es am Ende gerade nochmal den Hals aus der Schlinge zu ziehen. Das gelang ihnen im Conference Final nicht mehr, wo sie gegen die 49ers schon früh 17-0 führten. Auch im letzten Jahr, als ich das Spiel gegen die Saints anschaute, merkte man, dass sie unter Druck nicht ihr Potential abrufen konnten und ihre Schwachstellen erkannt und ihre Vorteile entgegengewirkt wurden – von guten gegnerischen Trainer natürlich. So auch am Sonntag.
 
Falcons zu inkonstant gegen aggressive Saints
Die Falcons führten früh 10-0. Klar, das muss man nicht über die Zeit retten in New Orleans, und die Saints antworteten auch recht schnell, aber bis zur Halbzeit brachten die Falcons keine weiteren Punkte zustande. Ein Fumble von WR Julio Jones (eher selten der Fall), einige Strafen und Sacks ließen dies nicht zu. Doch aus der Halbzeitpause kamen sie wieder voll mit Plan: erster Drive: gleich ein Touchdown. 17-13 Führung. Dann aber wieder: keine Punkte, bis zum letzten Drive kurz vor Schluss, den sie mit einem TD abschließen mussten, um den 6-Punkte-Rückstand überhaupt auszugleichen. Dazwischen: inkonstantes Spiel, wenig Anpassung an die aggressive Verteidigung der Saints (was ja nicht seit gestern ein Markenzeichen von Rob Ryan ist). Erst im letzten Drive holte man anscheinend seine besten Spielzüge wieder raus, um alles nochmal zu probieren, aber das ist meiner Meinung nach einfach zu wenig. Ein Team der Klasse von Atlanta müsste doch souveräner auftreten, locker auf Gegner-taktiken reagieren können, oder bin ich da zu anspruchsvoll gegenüber den Falcons?
Denn sie könnens ja!: Der letzte Drive führte sie bis kurz vor der Endzone, wo dann Sekunden vor Ende doch noch ein Pass von QB Matt Ryan abgefangen wurde.
Vielleicht ist es noch ein wenig zu früh für Ansprüche an Souveränität, aber ein Titelfavorit wie die Falcons hat mich ein wenig enttäuscht.
oder hab ich hier die Saints unterschätzt? in jedem Fall: Hut ab. Sie sind wieder da, und das ist auch gut so.
 
 
 
ms