In diesen Tagen, so scheint es, ist
das Tabu-Wort „rebuilding“. Nichts wird unversucht gelassen, um das Wort zu
vermeiden oder euphemistisch zu umschreiben. Doch leider erfolglos. Wenn
Cortland Finnegan, der vor kurzem von den Tennessee Titans zu den St. Louis
Rams gewechselt ist, behauptet seine Mannschaft ist nicht im Umbau, sondern im „remodeling“-Prozess, dann glaubt ihm das keiner. Die Rams hatten keine
„winning-season“ mehr seit 2003. Wenn die nächste Saison so verläuft, wie alle
erwarten, dann hätten das Team aus Missouri in einer Dekade mehr Spiele
verloren als gewonnen. Eine traurige Bilanz.
Snead
angelt sich Fisher
Doch allen gescheiterten
„remodeling“- oder „rebuilding“-Versuchen zum Trotz haben die Rams eine jungen
„General Manager“ gefunden, der die Herausforderung annimmt und gute Chancen
hat, die Spielkultur zum Guten zu ändern. Les Snead, der zuvor 13 Jahre bei den
Atlanta Falcons gearbeitet hatte, konnte Jeff Fisher als Cheftrainer unter
Vertrag bringen. Fisher, der nie einen Superbowl gewann, geschweige den je ein
Team erfolgreich durch die Playoff gebracht zu haben – abgesehen von
einem Superbowl Auftritt im Jahr 1999 (142-120-0 reguläre Saison; 5-6 Playoffs)
– ist alles anderes als ein siegbringender Trainer. Aber, und das war den
Verantwortlichen der Rams wichtiger, Jeff Fisher bringt Konstanz und einen
unermesslichen Erfahrungsschatz mit sich.
Die Verpflichtung des ehemaligen New
Orleans Saints Defense Koordinator Gregg Williams wurde am Anfang des Jahres
noch als Coup gesehen. Nun mit der berechtigten Suspendierung auf Grund des
Bounty Skandals bleibt die Position vakant und die Besetzung ungewiss.
Les Snead konnte trotz aller
Startschwierigkeiten dem Team seinen Stempel aufdrücken. Rich Eisen, das
Gesicht von NFL Network, meinte, wohl gemerkt in überspitzer Form, Snead solle
sich zu Ruhe setzen auf dem Gipfel seines Erfolges. St. Louis hat den zweiten
Pick im 2012 Draft an die Washington Redskins getraded, die damit Robert
Griffin III gedraftet haben. Die Rams haben im Tausch sechs Picks bekommen,
davon jeweils ein Erst-Runden-Pick im 2013er und 2014er Draft. Ein wahrlich
gutes Geschäft für Snead. Denn die Rams haben, im Gegensatz zu den Redskins
einen Quaterback und brauchen mehr Qualität auf allen Positionen – etwas was
wahrscheinlich mit Draft und Offseason gelang.
viel
Potential viel Risiko
Leider konnten die Rams eines der
größten Löcher nicht angemessen füllen. Ihren sechsten Pick in der ersten Runde
haben sie weiter getauscht um einen zusätzlichen Pick in der zweiten Runden zu
bekommen. Doch wie wir in unserem Mock Draft bereits argumentiert haben, hätten
die Rams lieber in der Top 10 bleiben sollen um einen von den beiden Star-Receivern
zu draften. Die Rams haben gepokert und hatten gehofft, dass Michael Flyod an
Stelle 14 in ihren Schoß fällt, doch die Arizona Cardinals kam ihnen zuvor. Nun
müssen sie mit Brain Quick Vorlieb nehmen, den sie mit dem ersten Pick in der
zweiten Runde gedraften haben. Quick ist mit seinen 4.55 Sek. (beim
40yard-Lauf), seinen 1,93 m und 100 kg körperlich gesegnet und könnte in Zukunft
den Unterschied machen. Doch was diesem athletischen Fänger fehlt, ist
Erfahrung und die Trainer in St. Louis müssen sich in Geduld üben und ihn gut
anlernen. Nicht umsonst sagen viele Experten, dass die Widereceiver Position,
neben der Quaterback-Position, die am schwierigsten zu lernen ist.
Ebenfalls in der zweiten Runde haben
sich die Rams die Recht an Janoris Jenkins gesichert, CB von North Alabama.
Jenkins hatte Talent für die erste Runde, allein seine Auffälligkeiten neben
dem Platz brachten ihn in die zweite Runde. Zweimal ist er nach einer Prügelei
festgenommen worden, beim ersten Mal musste die Polizei einen Elektroschocker einsetzen.
Zwei weitere Male wurde er wegen illegalem Gebrauch von Marihuana verhaftet.
Der Pick ist sicherlich risikoreich, aber wenn Jenkins auf der richtigen Bahn
ist und sich auf Football konzentriert, könnten die Rams mit Cortland Finnegan
auf der einen Seiten und mit Janoris Jenkins auf der anderen Seite,
einschlägige Verstärkung in der Verteidigung bekommen haben. Von den acht
weiteren Picks, die die Rams beim Draft hatten, sticht der Michael-Brockers-Pick
in der ersten Runde und die Running-Back-Picks in der zweiten und siebten
Runde. Brookers ist mit seinen 146 kg und unnatürlichen Schnelligkeit ebenfalls
ein athletischer Spieler. Doch ähnlich wie bei Quick, verlässt sich Brockers zu
sehr auf seine körperlichen Gegebenheiten. Es muss an seiner Technik arbeiten
um in der NFL erfolgreich zu spielen. Die beiden RBs Isaiah Pead und Daryl
Richardson, besonders Pead werden das Running-Game hinter Steven Jackson
erheblich aufwerten und dem jungen Sam Bradford ein wenig die Last von den
Schultern nehmen.
Die Rams haben ihre Chancen genutzt
und eine Vielzahl an talentierten Spielern gedraftet. Auch in den kommenden
Drafts sind sie gut aufgestellt. Es bleibt aber zu hoffen ob die Potentiale der
jungen Männer ausgeschöpft werden. Es wäre zu hoffen, wenn die Rams eines
Jahres mal nicht mehr im „rebuilding“-Modus wären.
mh
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