Sonntag, 5. Januar 2014

Wild-Card-Wochenende beginnt mit epischem Comeback-Sieg von Indianapolis gegen Kansas City

Wenn amerikanische Sportmoderatoren gegen Ende eines Spiels „You can’t make this up, folks“ ins Mikrofon brüllen und anfangen zu lachen, dann scheint das Spiel ein wahrlich verrücktes gewesen zu sein. In der Tat geht das Wild-Card-Playoffs-Spiel der Kansas City Chiefs gegen die Indianapolis Colts wohl in die Geschichtsbücher ein und ein junger Star baut weiter an seiner Legendenbildung. Doch der Reihe nach.

Chiefs überragend in Halbzeit eins
Die Kansas City Chiefs gingen als Außenseiter in die Partie in Indianapolis, gegen das Team, gegen das sie erst vor ein paar Wochen noch verloren hatten und welches mit 3 Siegen Schwung für die Playoffs aufgebaut hatte. Davon war aber in der ersten Halbzeit nichts zu sehen. Die Chiefs dominierten das Spiel. Ein starker spielbeginnender Drive endete nach 7 Minuten und 82 Yards in der Endzone und das obwohl Star-RB Jamaal Charles verletzt vom Platz musste. Die Colts antworteten zwar ihrerseits mit einem beeindruckenden Drive, in dem aber schon deutlich wurde, dass sie nur mit einem Spieler das Spiel gewinnen konnten: QB Andrew Luck. Nicht nur wegen seiner Klasse, sondern weil ihr Laufspiel quasi nicht vorhanden war. Der 7-7 Ausgleich war nur eine Momentaufnahme. 2 lange Pässe von Chiefs-QB Alex Smith brachten die nächsten Punkte für Kansas City, welches seit Joe Montana auf einen Playoff-Sieg warteten. Nach einem Fumble von RB Trent Richardson bei seinem ersten Laufspielzug und einem nächsten Touchdown der Chiefs, sah das schon mal nicht schlecht aus. Alex Smith spielte fantastisch auf, wirkte sicher und oft sogar sehr mutig mit seinen Würfen, z.B. einigen „shuffle“-Pässen. Zudem nutze Coach Andy Reid oft die Lauffähigkeiten seines QBs und setzte auf Options-Spielzüge, welche die Colts-Defensive das ganze Spiel über nicht in die Griff bekamen. Und die Defensive der Chiefs dominierten nicht nur die „Line of Scrimmage“, und übte immer wieder Druck auf Andrew Luck aus, nein, die führten dann auch zu entscheidenden Ballverlusten. Ein wiederum sehr langer, gut designter Drive der Chiefs gegen Ende der ersten Halbzeit mit einem Touchdown am Ende, brachte schon fast die Vorentscheidung: mit 31-10 ging es in die Pause.

Comeback für die Geschichtsbücher
Und es wurde noch besser für Kansas City, und schlechter für Luck und Indianapolis. Erster Versuch in der zweiten Halbzeit, erster Pass: Interception und die Chiefs mit einem folgenden TD durch einen kurzen Pass auf RB Knile Davis, der für  Jamaal Charles die Hauptrolle im Laufspiel der Chiefs übernommen hatte und schon im letzten Saisonspiel 2 TDs erlief. 38-10. Das Spiel war damit quasi beendet.
Doch dann folgte die Wiederauferstehung der Colts. Angeführt von Luck, der sich nun umringt von mehreren Chiefs-Verteidigern immer besser bewegte und WR T.Y. Hilton stellte ein Touchdown schnell wieder den Anschluss her. Das Momemtum wandte sich. Und mit einem Sack und Fumble verursacht von Star-Verteidger Robert Mathis an Alex Smith folgten wiederum Punkte für die Colts. Nur noch 38-24.
Kansas City wirkte verunsichert, vor allem auch wegen einigen verletzungsbedingten Ausfällen, welche sich nun immer mehr häuften: Brandon Flowers als bester Cornerback musste verletzt raus, ebenso wie vorher  RB Charles und WR Avery (jeweils mit Gehirnerschütterung). Sollte hier tatsächlich noch eine Wende eingeleitet werden?
Eine gute Verteidigungsleistung stoppte zumindest schon mal die Chiefs Offensive und brachte Luck wieder in Position. Doch dieser warf abermals einen schlechten Pass, dieses Mal auf T.Y.Hilton, welcher den Ball nicht richtig fangen konnte und Chiefs-CB Abdullah den Ball an sich riss – die dritte Interception von Luck. Die Folgen hielten sich in Grenzen, da die Chiefs nur ein FG draus machten. Trotzdem ein fataler Ballverlust in diesem Moment des Spiels.

Andrew Luck der Matchwinner
Doch Andrew Luck wollte das Spiel jetzt unbedingt drehen: Er improvisierte einige Würfe und trimmte das Tempo der Playcalls nochmals deutlich nach oben. Ein schneller TD zu TE Fleener machte es 41-31 und keine Punkte beim nächsten Kansas City-Drive machten weiterhin Hoffnung. Und die Offensive um Andrew Luck war nun nicht mehr stoppen. Luck bewegte sich in der „pocket“ immer wieder großartig, kreierte Spielzüge und lief sogar selber. Dann fumbelte jedoch RB Brown kurz vor der Endzone, der Ball fiel Luck vor die Füße, nahm ihn geistesgegenwärtig auf und er streckte sich damit in die Endzone. 41-38. „You can’t make up this, folks…” kommentierte Mike Mayock, Ober-Analyst bei NFL Network. Wenn das Wort “Momentum” jemals eine Bedeutung, dann in diesem Spiel.
Doch die Chiefs – trotz einer weiteren Verletzung, dieses Mal vom so wichtigen RB Knile Davis – brachten weiter einen erstaunlichen Drive zusammen. Eigentlich ein Play-Calling-Alptraum mit so vielen Optionen nicht mehr vorhanden. Erstaunlich, welche Spieler von der Bank auf einmal wichtige Würfe fingen. Ein Field Goal zur 6 Punkte Führung war die Belohnung. Andrew Luck brauchte nun schon (mal wieder) einen Game Winning Touchdown Drive. 4 Spielzüge  und ein 64-Yard-Touchdown-Pass später war esgeschehen. T.Y.Hilton lief sich frei und Luck warf einen wunderbaren Pass, der im Touchdown endete. Unfassbar.

Chiefs am Ende ohne Glück (und Spieler)
Doch das Spiel war noch nicht zu Ende, 4 Minuten noch zu spiele und nur 1 Punkt Rückstand. Kommen die Chiefs noch mal zurück? Zwei Spielzüge später waren sie jedenfalls schon in der Hälfte der Colts. Doch ein Intentional Grounding des unter Druck geratenen Alex Smith zwang sie wieder zurück. Es musste ein vierter Versuch und 11 Yards her. Doch ein Pass von Smith zu WR Dwayne Bowe kann dieser nur mit einem halben Schritt im Aus fangen. Das Spiel war zu Ende und eines des größten Comebacks in der Geschichte der NFL perfekt.



So begann also das WILD-Card-Wochenende… - verrückter ging es kaum.
Den Colts muss man hoch anrechnen, weiter an sich geglaubt zu haben. Sie zogen ihr Spiel weiter durch und zerstörten nahezu die Passverteidigung der Chiefs. Spielen sie diesbezüglich weiter so explosiv, dürften sie für jeden Gegner eine Gefahr sein. Und mit Andrew Luck haben sie wirklich immer eine Chance zu gewinnen. Dass die Verteidigung gerade gegen die verletzungsfreien Chiefs in der ersten Halbzeit ziemlich hilflos aussah, dürfte aber zu denken geben. Tom Brady und Peyton Manning werden ähnlich Lücken bestimmt ebenso ausnutzen.

Die Chiefs müssen diese Niederlage erst einmal verdauen. Ihnen gingen am Ende schlicht die Puste bzw. die Spieler aus. So viele Verletzte innerhalb eines so wichtigen Spiels gab es wohl noch nie. Ganz scheiterten sie an ihrem ersten wichtigen Sieg in dieser Saison, 1 Punkt fehlte am Ende.

Aber hey, danke für dieses Spiel.

ms

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