Mittwoch, 25. April 2012

Draft-Philosophien at its best

In zwei Tagen geht’s los in New York City – der NFL Draft 2012 geht in der legendären Radio City Music Hall über die Bühne. Die besten Nachwuchsspieler können von den Profi-Teams ausgewählt werden.
Entscheidende Frage natürlich für die Teambesitzer und –verantwortlichen: Wie gehen wir an den Draft heran? Welche Spieler können wir gebrauchen? Und was gibt es überhaupt für Spieler im Angebot?
Alles natürlich enorm schwierig zu beurteilen und jeder macht das auf seine Weise – deswegen gibt es auch so viele unterschiedliche Draft-Vorhersagen für die so wichtige erste Runde, in der alle Teams einen auswählen können. Wir haben unsere Tipps schon abgegeben, jedenfalls für die ersten wichtigen Clubs.
Doch wie gehen eigentlich die Teams vor, die am Ende der Runde einen Rookie auswählen dürfen?

Wissen ist Macht
An sich gestaltet sich das nämlich weitaus schwieriger als am Anfang der Runde zu draften. Dort hat man die besten Spieler der Collegeligen zur Auswahl – die Elite quasi – und kann dann aussuchen, auf welcher Position man sich verbessern will. So in der Denke: Wir brauchen einen neuen guten Quarterback, also nehmen wir den besten überhaupt. Punkt. Siehe Indianapolis.
Aber je weiter man nach unten im Ranking schaut, umso mehr Möglichkeiten ergeben sich. Viel mehr muss man einschätzen, ja vorherahnen können: welcher Spieler könnte an welcher Position noch zu haben sein? Welches Team schnappt mir vielleicht „meinen“ möglichen Top-Spieler weg? Und wo liegen eigentlich die unentdeckten oder weniger wertgeschätzten Diamanten, die ich an Stelle 32 oder noch später abgreifen kann?

Vorbereitung ist eines, Philosophie was anderes
Klar, kann man sich alle möglichen Spieler anschauen und eine Vielzahl von denen in die engere Auswahl nehmen, beobachten lassen, andere Mannschaften einschätzen usw usf. (und dazu haben die meisten NFL-Teams auch riesige Scouting-Abteilungen), aber viel wichtiger ist eine Philosophie, die hinter diesem ganzen Informationen-Sammeln steht. Gerade bei Teams, die meist nicht in den Genuss kommen TOP 10 Picks abzubekommen – so wie die konstant guten Packers, Patriots, Steelers oder Giants. Sie müssen differenzierter vorgehen, gewiefter und mit einem Plan. Das kann ganz unterschiedlich ausfallen:

Der beste Spieler, der vorhanden ist
Ted Thompson, langjähriger GM der Green Bay Packers, verfolgt seit Jahren immer wieder die Strategie die besten vorhandenen Spieler an der jeweiligen Position zu draften - ziemlich egal, welche Bedürfnisse das Team derzeit hat. Er müsse schauen, den Verein für die nächsten Jahre gut aufzustellen und nicht kurzfristig zu denken, meinte er letztens dazu. Da gibt er auch schon mal zwei Jahre hinter einander einen Erstrunden-Pick für ein Offensive Lineman her, wenn dieser gerade noch zu haben ist – okay, verständlich wenn man Aaron Rodgers schützen will. So geschehen jedenfalls in den letzten beiden Jahren (Bryan Bulaga (2010), Derrick Sherrod (2011)), ohne dass Thompson endlich auch mal die Defensive Line stärkte, was den Packers letztes Jahr in den Playoffs das Genick gebrochen hat. Trotzdem ist nicht ganz klar, ob dies im Draft 2012 von Thompson behoben wird: in einigen Packer-Foren überlegt man schon, ob er vielleicht sogar C Peter Konz nimmt, wenn dieser noch zu haben ist – anstelle eines guten OLB oder DE. (Kann sich Thompson aber nicht wirklich erlauben, diese Schwachstelle im Team zu ignorieren, aber mal sehen, was er dieses Mal aus dem Hut zaubert)

“Build a Team instead of collecting talent”
Eine ganz andere Herangehensweise hat mal wieder Bill Belichik als Head Coach der New England Patriots. Seit Jahren ist er derjenige, der durch seine Geschick, sein Gespür und seine Innovationen den Draft aufwühlt. Immer wieder tradet er Picks weg, geht freiwillig aus der ersten Runde raus, um sich mehr Picks in den anderen Runden zu holen. Idee dahinter: er kennt die Bedürfnisse anderer Teams so gut, dass er seinen gewünschten Spieler auch einfach ein paar Picks später bekommen wird und so noch einiges rausholen kann. Dieses Jahr z.B. gleich 2 Erstrunden-Picks. Keiner geht ernsthaft davon aus, dass Belichik beide einlösen wird – einer wird mindestens weggetradet an andere Teams.
Belichik sucht sich schlicht seine Spieler nach seinem System aus: Wer flexibel einsetzbar ist und für die Position, die er sich vorstellt, am besten passt und das Team weiterbringen kann, der wird ausgewählt – die bloße Ansammlung von Talent reicht dem Trainer-Genie nicht, so NFL-Experte Michael Lombardi, der selbst mit Belichik zusammengearbeitet hat. Beste Beispiel: 2009 draftete er einfach den besten TightEnd in der 2. und einen weiteren in der 4. Runde – Rob Gronkowski und Aaron Hernandez! 2 Spieler, die extrem flexibel einsetzbar sind (Hernandez spielte in den letzten Playoffs zwischendurch auch einfach mal als Running Back!) und so „sein“ System und sein Team verbessern.

Eine Draft-Philosophie sollte man als Team in jedem Fall haben. Brian Billick spricht bezüglich der Pats noch einen interessanten Punkt an: Sie waren bei den Free Agents schon recht aktiv und haben vor dem Draft eigentlich keine großen Schwachstellen mehr. Sie können also quasi unbeschwert nach Spielern Ausschau halten, die sie bereichern. Ziemlich luxuriöse Position, die noch einmal verdeutlicht, dass man durch den Draft nicht alle Probleme auf einmal lösen kann!! Versteift man sich zu sehr auf einen Pick oder einen Spieler, kann das ganz schnell nach hinten losgehen. Die Liste der größten Draft-Busts ist lang…
Mal sehn, wer dieses Mal wieder in die Tonne greift ;)

ms

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