„6 Monate
nach dem die New York Giants den Superbowl in Indianapolis gewonnen haben. Eine
182 Tage währende Trockenperiode.“ Der US-amerikanische Fernsehreporter konnte
seine Freude kaum verbergen. Am Sonntagabend, 20.00 Uhr amerikanischer
Ortszeit, wurde das erste Mal diese Saison der Football geworfen. Im
sogenannten „Hall of Fame“-Spiel der Preseason, einer Art Freundschaftsspielsaison
der NFL, trafen die New Orleans Saints und die Arizona Cardinals aufeinander.
Für uns ein Grund mehr die Mannschaft aus der Wüste und ihre Probleme und
Möglichkeiten für die kommende, reguläre Saison zu betrachten.
Von einer Streitfrage in die nächste
Bevor
Peyton Manning bei den Denver Broncos unterzeichnete, besuchte er auch die
Cardinals Geschäftsstelle in Tempe, Arizona, in der Nähe von Phoenix. Die
Unruhe, die der viermalige MVP durch sein Erscheinen auslöste, hat sich nun
gelegt. Es stand zu Debatte, ob der 2011 gekaufte Kevin Kolb, der seine
Entlassungspapiere bekommen hätte, wäre Manning bei den Cardinals unter Vertrag
gekommen, noch Vertrauen in sein Team hätte. Die Streitfrage ist gelöst. Eine
andere bahnt sich an – in Form von John Skelton.
Der
24jährige Fünft-Runden-Pick von 2010 will die Nr. 1 in Arizona werden und hat
gute Chancen auf die Position. Einige Analysten sind allerdings der Meinung,
dass der Trainerstab Kolb mehr Vertrauen schenkt. Er soll die sicheren Würfe machen
und bessere Entscheidungen treffen. Wie diese Einschätzung Zustande kommt
bleibt jedoch fraglich. Die Spielstatistiken ähneln sich, was also nicht der
Grund seien kann. Was für Kolb spricht, sind die 63,5 Millionen, die Arizona über
5 Jahre an den Werfer bezahlt. Die Verantwortlichen werden dem ehemaligen
Philadelphia Eagles Ersatzmann noch eine Chance geben, um zu sehen ob die
Investition lohnenswert war.
Eine labile Offensiv-Line hilft der
QB-Streitfrage nicht
Das
Freundschaftsspiel vom letzten Samstag gab einen Eindruck, wie sich das Problem
lösen wird. Kolbs erster Wurf war ein Zehn-Yards-Wurf an die Seitenlinie, in
die Zonen-Verteidigung der Saints. Doch Kolb sah Saints Safety Malcom Jenkins
nicht, der von der Line in die Passverteidigung gegangen ist und den Pass
abfangen konnte. Im zweiten Drive brachte die Offensive nichts zustande. Im
dritten Drive wurde Kolb zwei Mal in der eigenen Endzone in Bedrängnis
gebracht. Beim ersten Mal konnte er den Ball spektakulär an den Mann bringen.
Beim zweiten Mal wurde er zu Boden gerissen. Kolb musste das Spiel unter
Schmerzen mit einer Rippen-Verletzung verlassen. Eine labile Offensiv-Line
hilft der QB-Streitfrage nicht.
Skelton vor Kolb
Skeltons
ersten beiden Pässe waren Incompletions. Er tritt aber aufs Spielfeld wie der
geborene Führungsspieler. Seine folgenden Drives sehen flüssig aus und sind
eine gute Mischung aus guten Lauf- und Wurfspielzügen. Skeltons Genie blitz am
Anfang des zweiten Viertel auf. Auf der 25 Yardlinie der Saints beim zweiten
Versuch und 5 Yards wirft der in Texas geborene Skelton einen seitlichen Pass,
entgegen seiner Laufrichtung, eine Sekunde bevor er von zwei Verteidigern
umgeworfen wird. Der Spielzug macht einen der wesentlichen Vorteile gegenüber
Kolb deutlich. Skelton ist mit seinen knapp 2 Metern und 110 Kilogramm ein
großer, kräftiger Kerl, der hinter seiner fragilen O-Line bedacht wartet um den
Pass an den Mann zu bringen und dafür auch mal Sacks einsteckt. Sein Arm, der
die Bälle über das Feld donnert, teilweise auch ungenau, hält die gegnerische
Verteidigung davon ab an der Line of Scrimmage zu warten. So eröffnen sich ganz
andere Räume für das Running-Game. Skelton mag vielleicht noch Unerfahren sein,
doch er verhält sich nicht so. Immerhin konnte er letzte Saison San Francisco
schlagen. Er wird die QB-Streitfrage für sich entscheiden.
Auch wenn
das Freundschaftsspiel nur einen kleinen Eindruck geliefert hat und die Saison
noch 28 Tage entfernt ist, das Ei dreht sich wieder. Da kann selbst ein
Reporter seine Freude nicht verbergen.
mh
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