Die Detroit Lions haben mit recht viel
Glück ihren zweiten Sieg der Saison eingefahren. Wiedermal warteten
sie bis ins letzte Viertel, um zur Tat zu schreiten und mit einem
Comeback-Win die Philadelphia Eagles in ihrem Heim-Stadium zu
schlagen.
Spielverlauf auf den Kopf gestellt
Hätte man sich das Spiel der Eagles
gegen die Lions bis 5 Minuten vor Schluß angeschaut, hätte man
einen schönen Artikel über das Spiel als Sinnbild der Saison der
beiden Teams machen können – ehrlich gesagt, so hatte ich mir das
gedacht – aber nein, wieder einmal schmeißen die Lions alles über
den Haufen.
5 Minuten vor Schluß brachten sich die
Eagles nämlich mit einem 70-Yard-Touchdown-Pass von Michael Vick auf
WR Jeremy Maclin mit 23-13 in Front und alles sah so aus, dass die
Eagles sich wieder ins Spiel zurückgekämpft hätten, Vick doch
wieder überzeugte und weiterhin an die Playoffs gedacht werden
konnte. Doch dann kamen die Lions nochmal mächtig auf. Plötzlich
funktionierte ein gewisses Laufspiel der Lions und WR Calvin Johnson
pflückte die Bälle wie er wollte aus der Luft. Ein anderer WR (Nate
Burleson) besorgte per Catch 3 Minuten vor Schluß den Anschluß. Die
Eagles schafften es danach nicht in 3 Versuchen 10 Yards zu machen
und schwubs standen die Lions wieder vor der Endzone der Eagles. Mit
viel Glück konnten sie 2 Pässe an der 1-Yard-Linie zum TD
verhindert werden, aber Kicker Jason Hanson machte sicher die Verlängerung
perfekt. Der unheimliche Pass-Rush der Lions verpasste QB Michael
Vick dann gleich 2 Sacks und die Eagles mussten aus der eigenen
Endzone punten. Kurzes Feld für die Lions, und die paar Yards, um
den Kicker in gute Position zu kriegen, waren für QB Stafford und Co
ein Klacks. Bei im Schnitt mehr als 400 Yards pro Spiel auch keine
Überraschung. Hanson machte sein zweites wichtiges Field Goal und
die Lions siegen mit 26-23 in der Verlängerung.
Eagles belohnen sich nicht selber
Dabei hatte sich alles so gut
entwickelt für die Eagles. Im ersten Viertel... ok, da waren sie
schlecht. Die Lions Offensive dominierte, brachte aber nur 2 Field
Goals zustande. Aber die Eagles waren kaum zu sehen, vor allen Dingen
die Offensive Line war überfordert. QB Vick wurde regelrecht gejagt,
steckte allein in der ersten Halbzeit 10 Angriffe auf sich ein und
musste dabei 8 Hits hinnehmen. Und die waren nicht gerade ohne... -
„unbelievable“... dass er überhaupt noch stand, meinte da
beeindruckt der Reporter. Irgendwann machte sich der Druck auf Vick
einfach bemerkbar: Er trifft immer noch zu viele riskante
Entscheidungen: eine INT in Halbzeit 1 wirft er in Bedrängnis zu
lang (eine zweite INT im vierten Viertel mit zu wenig Dampf auf
DeSean Jackson)
Doch dann zeigten die Eagles, dass ihr
Coach Andy Reid nicht so falsch lag, als er sein Team in den letzten
Wochen „greedy“ nannte – also grantig, trotz Widerständen
dranbleibend. Genau an diese Aussage erinnerte Kommentator Daryl
Johnson Ende des 2. Viertels. Michael Vick hatte da gerade einen
Touchdown-Drive über 90 Yards angeführt und die Eagles in Führung
gebracht.
Und in Halbzeit 2 ging es weiter und
vieles hatte mit Anpassungen des Trainers zu tun: die O-line stand
besser, der Ball wurde schneller geworfen, DeSean Jackson war immer
wieder in entscheidenden Situationen die Anspielstation, Blitzes
wurden von den RB besser aufgenommen und Vick nutzte auch mal seine
schnellen Beine, um Yards und First Downs zu erlaufen. Das bessere
Play-Calling machte sich bezahlt – die Eagles übernahmen ab dem 2.
Viertel größtenteils die Kontrolle übers Spiel.
McCoy kein Faktor, Defense solide aber
am Ende nichts mehr zuzusetzen
Die ausgewogenere Play-Selection warnoch vor Wochen die Kritik an Coach Andy Reid, aber so sehr sie
versuchten Star-RB LeSean McCoy ins Spiel zu bringen, oft ging es
nach hinten los. Nur durch Vick waren Lauf-Erfolge zu verzeichnen:
McCoy hatte am Ende weit weniger erlaufende Yards als Vick – recht
enttäuschend.
Dafür überzeugte die Eagles-Defense
gegen die krasse Detroit-Offense. Nachdem die Lions anfänglich
ziemlich gut aussahen, Calvin Johnson immer wieder andere Receiver
den Weg frei machte und sogar eine wenig Laufspiel vorhanden war,
richteten sich die Eagles recht schnell auf die Spielweise ein. Und
vor allen Dingen auf „Megatron“. Der hatte bis ins 4. Viertel
erst eine Completion und CB Nnamdi Asomugha schon eine
Interception in seine Richtung abgefangen (Im Vierten Viertel bekam
er sogar einen Touchdown zurückgepfiffen, weil der Nnamdi vorher
wegschupste). Irgendwie hat man das Gefühl, dass Megatron in
kritischen Situationen immer die Anspielstation von Matthew Stafford
ist. Verständlich. Aber wenn man gute CBs hat und sich darauf
einstellt, können die Lions sehr schnell sehr leicht ausrechenbar
sein, vor allem wenn die gesamte Defense gut mitverteidigt.
Mitte der zweiten Halbzeit spielte die
Eagles Defense nahezu komplett auf Pass-Verteidigung. Die
Rushing-Attack der Lions nahmen sie gar nicht mehr richtig ernst –
und die Lions taten ihnen auch den Gefallen. Bei 3rd&1
stellten sie sich schlicht ohne RB auf, der Versuch geht fehl und
schon waren die Eagles wieder dran und markierten im folgenden Drive
ein Field Goal.
Letztes Viertel = Lions-Viertel
Doch auch die Lions passten sich an.
Mehr Laufspielzüge und ein paar Mal Megatron und schon waren sie
wieder da. Wie überhaupt die Saison im Vierten Viertel: bis zum
Eagles-Spiel hatten sie in den letzten Vierteln der vorherigen 4
Spiele mehr Punkte gesammelt, als in den 3 Viertel vorher zusammen.
Irgendwie merken sie erst dann, dass sie mal was tun müssten. Und
auch dieses Mal kommen sie mit dieser Einstellung hin und schnappen
sich am Ende noch den Sieg. Die Eagles hatten am Ende nicht mehr
wirklich was entgegenzusetzen und zeigten nicht die Souveränität,
die einem Spitzenteam würdig wäre, ein First Down hätte fast schon ausgereicht. Sie gehen jetzt mit 2
Niederlagen in Folge in ihre Bye-Week und werden sich für die Kampf
um die Playoffs neu aufstellen müssen. Die ganze Zeit nur Druck auf
QB Vick kann nicht gut sein, das gute Spiel, zu dem sie in jedem Fall
fähig sind, muss einfach konstanter werden.
Lions mit Lebenszeichen in umkämpfter
NFC North
Irgendwie sind diese Lions schon
komisch. Im letzten Jahr schafften sie es in die Playoffs und ein
guter Draft sicherte ihnen weiteres Potential, man hätte mit einer
Weiterentwicklung des Teams rechnen können. Aber das Team vertraut
immer noch zu sehr auf sein Pass-Spiel und gerade die Secondary der
Defensive ist weiterhin sehr löchrig. Und wenn man dann immer erst
im letzten Viertel anfängt richtig mitzuspielen, dann kann das ab
und zu mal klappen mit dem Sieg, aber auf Dauer kommt man damit nicht
in die Playoffs. Nebenbei stellten sie mit 15 Strafen die Rekord für
diese Saison auf. Alles andere als ein Zeichen von Souveränität.
Beide Teams sind voll bestückt mit Talent, aber
trotzdem ein Team als Sieger vom Platz ging, sind beide Mannschaften
nicht wirklich überzeugend aufgetreten. Der Schritt von Talent oder
selbst ernannten „Dream Team“ zu einer klasse Mannschaft dauert
in jedem Fall noch eine Weile...
ms
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