Mittwoch, 5. Dezember 2012

Mark Sanchez bleibt die Nr.1 – Aber wie lange noch?

Dass Jets Quarterback Mark Sanchez im Spiel gegen die Arizona Cardinals auf die Bank gesetzt wurde, war nur die Spitze des Eisbergs. In einer Saison, die bisher – um es milde auszudrücken – durchwachsen verlief, wurde nicht nur Sanchez auf Grund miserabler Leistung degradiert, sondern auch Tim Tebow eingekauft und schlussendlich quittierte der berühmteste Jets-Fan den Dienst. Am heutigen Mittwoch sprach sich Cheftrainer Rex Ryan wieder für den Erst-Runden-Pick von 2009 aus, der am Sonntag im Spiel gegen die Jacksonville Jaguars in der Startelf auflaufen wird. Doch die Probleme bleiben bestehen.

„J-E-T-S, Jets, Jets, Jets“ ohne Fireman Ed    
Ende letzter Woche erregte eine Kolumne in der kostenlosen New Yorker Tageszeitung Metro Aufsehen. Dort sagte Fireman Ed, das Gesicht der Jets Fangemeinde, sich los von seiner Rolle als Anheizer. Seit Jahrzehnten ist Fireman Ed, dessen bürgerlicher Name Edwin M. Anzalone ist, amerikaweit bekannt dafür den Schlachtgesang „J-E-T-S, Jets, Jets, Jets“ anzustimmen. Obwohl Anzalone unter Fans höchst umstritten war, so war er doch das Symbol des Vereins und der Stadt, in der Polizisten und Feuerwehrmänner nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 höchste Wertschätzung genießen. In der Kolumne beschreibt Anzalone, dass er das Thanksgiving-Spiel der Jets gegen die New England Patriots vor der Halbzeit verlassen musste, um einer Konfrontation mit anderen Jets-Fans aus dem Weg zu gehen. Die Fans seien gespalten in der Frage, wer Quarterback sein sollte. Und das Sanchez-Trikot, das Anzalone diese Saison trägt, um seine Unterstützung zu zeigen, führte wohl zu dieser Konfrontation. Obwohl Fireman Ed, so sagt er selbst, Fan bleibt, verlieren die Jets ihre Identifikationsfigur.

Tim Tebow in New York – Sinn?
Die New England Patriots verpflichteten im Draft Chandler Jones und Dont'a Hightower und verbesserten ihre Verteidigung so einschlägig. Die Jets dagegen konnten bisher keine bemerkbaren Akzente im Draft setzen und kauften stattdessen Tim Tebow ein. Obwohl Tebow für die spannendste Geschichte der vergangenen Saison verantwortlich war – er übernahm das Zepter der Denver Broncos bei einer Bilanz von 1-4, brachte die Mannschaft in die Playoffs und schlug die Pittsburgh Steelers in den Playoffs – wurde er bei den Jets kaum eingesetzt. Warum wurde er dann geholt? Statistisch gesehen ist Tim Tebow kein außergewöhnlicher Werfer, einige Kritiker sprechen ihm sogar die Fähigkeit ab, überhaupt Quarterback in der NFL zu sein. Dennoch gewinnt er Spiele, das konnte er letztes Jahr eindrücklich beweisen. Doch wenn der Cheftrainer Rex Ryan ihm kein Vertrauen schenkt und die Offensive nicht auf ihn zuschneidet, warum hat er ihn dann überhaupt nach New York geholt? Auf die mediale Aufmerksamkeit und die Unruhe in der Mannschaft hätte man verzichten sollen.

Sanchez: Schuldig für die gesamte Misere der Jets?
Die peinliche Leistung der New York Jets gegen die Arizona Cardinals passt zu der 49 zu 19 Niederlage gegen Erz-Rivale New England und der 34 zu 0 Niederlage gegen San Francisco. Im Nachhinein war es nur eine Frage der Zeit, wann Rex Ryan Sanchez entthronen würde. Nun gab er am heutigen Mittwoch bekannt, Sanchez am nächsten Sonntag wieder als ersten QB spielen zu lassen. Und wieder wird gefragt, was hat das für ein Sinn. In seiner vierjährigen Arbeitszeit bei den Jets fiel Sanchez immer wieder durch fragwürdige Entscheidungen auf dem Feld auf. Sein Passer Rating von 71.4 steht am unteren Ende der Gesamtstatistik, sein Touchdown-Interception-Verhältnis von 12 zu 13 am oberen Ende. Sicherlich: Nicht alles kann dem ehemaligen Quarterback der USC-Trojans angelastet werden. Das New Yorker Management hat über die Jahre versagt gute Spieler aufzustellen, die Sanchez helfen können. Die O-Line ist löchrig, die Running Backs zaghaft und die Verteidigung schläfrig. Mit der Verletzung von Ausnahmetalent Darelle Revis wird das nur zu deutlich. Aber andersherum gefragt: Warum sollte Sanchez nicht die Schuld für die gesamte Misere der Jets tragen? Die besten Quarterbacks der Liga stärken die Spieler um sich herum – siehe Peyton Manning in Denver und Tom Brady in Foxborough. Und wenn es Eins ist, was man Sanchez vorwerfen kann, dann ist das seine Führungsschwäche. Einen Wechsel auf der Quarterback-Position würde sicherlich in dieser Hinsicht ein Verbesserung bringen. Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein, jetzt wo die Saison bereits verloren ist. Doch für einen Wechsel müssten sich Cheftrainer Rex Ryan und Manager Mike Tannenbaum eingestehen, einen Fehler begangen und Millionen fehlinvestiert zu haben. Ob es dazu kommen wird?

mh    

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