Dass Jets Quarterback
Mark Sanchez im Spiel gegen die Arizona Cardinals auf die Bank gesetzt wurde,
war nur die Spitze des Eisbergs. In einer Saison, die bisher – um es milde
auszudrücken – durchwachsen verlief, wurde nicht nur Sanchez auf Grund
miserabler Leistung degradiert, sondern auch Tim Tebow eingekauft und schlussendlich quittierte der berühmteste Jets-Fan den Dienst. Am heutigen Mittwoch sprach sich Cheftrainer Rex Ryan wieder für den Erst-Runden-Pick von 2009 aus, der am Sonntag im Spiel gegen die Jacksonville Jaguars in der
Startelf auflaufen wird. Doch die Probleme bleiben bestehen.
„J-E-T-S, Jets, Jets, Jets“ ohne Fireman
Ed
Ende letzter
Woche erregte eine Kolumne in der kostenlosen New Yorker Tageszeitung Metro Aufsehen.
Dort sagte Fireman Ed, das Gesicht der Jets Fangemeinde, sich los von seiner
Rolle als Anheizer. Seit Jahrzehnten ist Fireman Ed, dessen bürgerlicher Name
Edwin M. Anzalone ist, amerikaweit bekannt dafür den Schlachtgesang „J-E-T-S,
Jets, Jets, Jets“ anzustimmen. Obwohl Anzalone unter Fans höchst umstritten war, so war er doch das Symbol des Vereins und der Stadt, in der Polizisten und
Feuerwehrmänner nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 höchste
Wertschätzung genießen. In der Kolumne beschreibt Anzalone, dass er das Thanksgiving-Spiel der Jets gegen die New England Patriots vor der Halbzeit verlassen musste, um einer Konfrontation mit anderen Jets-Fans aus dem Weg zu
gehen. Die Fans seien gespalten in der Frage, wer Quarterback sein sollte. Und das Sanchez-Trikot, das Anzalone diese Saison trägt, um seine Unterstützung zu
zeigen, führte wohl zu dieser Konfrontation. Obwohl Fireman Ed, so sagt er
selbst, Fan bleibt, verlieren die Jets ihre Identifikationsfigur.
Tim Tebow in
New York – Sinn?
Die New
England Patriots verpflichteten im Draft Chandler Jones und Dont'a Hightower und
verbesserten ihre Verteidigung so einschlägig. Die Jets dagegen konnten bisher keine bemerkbaren Akzente im Draft setzen und kauften stattdessen Tim Tebow ein.
Obwohl Tebow für die spannendste Geschichte der vergangenen Saison verantwortlich
war – er übernahm das Zepter der Denver Broncos bei einer Bilanz von 1-4,
brachte die Mannschaft in die Playoffs und schlug die Pittsburgh Steelers in den Playoffs – wurde er bei den Jets kaum eingesetzt. Warum wurde er dann geholt?
Statistisch gesehen ist Tim Tebow kein außergewöhnlicher Werfer, einige Kritiker
sprechen ihm sogar die Fähigkeit ab, überhaupt Quarterback in der NFL zu sein. Dennoch gewinnt er Spiele, das konnte er letztes Jahr eindrücklich beweisen. Doch wenn der
Cheftrainer Rex Ryan ihm kein Vertrauen schenkt und die Offensive nicht auf ihn
zuschneidet, warum hat er ihn dann überhaupt nach New York geholt? Auf die mediale
Aufmerksamkeit und die Unruhe in der Mannschaft hätte man verzichten sollen.
Sanchez: Schuldig für die gesamte
Misere der Jets?
Die
peinliche Leistung der New York Jets gegen die Arizona Cardinals passt zu der
49 zu 19 Niederlage gegen Erz-Rivale New England und der 34 zu 0 Niederlage gegen
San Francisco. Im Nachhinein war es nur eine Frage der Zeit, wann Rex Ryan
Sanchez entthronen würde. Nun gab er am heutigen Mittwoch bekannt, Sanchez am
nächsten Sonntag wieder als ersten QB spielen zu lassen. Und wieder wird
gefragt, was hat das für ein Sinn. In seiner vierjährigen Arbeitszeit bei den
Jets fiel Sanchez immer wieder durch fragwürdige Entscheidungen auf dem Feld
auf. Sein Passer Rating von 71.4 steht am unteren Ende der Gesamtstatistik,
sein Touchdown-Interception-Verhältnis von 12 zu 13 am oberen Ende. Sicherlich:
Nicht alles kann dem ehemaligen Quarterback der USC-Trojans angelastet werden.
Das New Yorker Management hat über die Jahre versagt gute Spieler aufzustellen,
die Sanchez helfen können. Die O-Line ist löchrig, die Running Backs zaghaft
und die Verteidigung schläfrig. Mit der Verletzung von Ausnahmetalent Darelle
Revis wird das nur zu deutlich. Aber andersherum gefragt: Warum sollte Sanchez
nicht die Schuld für die gesamte Misere der Jets tragen? Die besten Quarterbacks
der Liga stärken die Spieler um sich herum – siehe Peyton Manning in Denver und
Tom Brady in Foxborough. Und wenn es Eins ist, was man Sanchez vorwerfen kann,
dann ist das seine Führungsschwäche. Einen Wechsel auf der Quarterback-Position
würde sicherlich in dieser Hinsicht ein Verbesserung bringen. Der Zeitpunkt
könnte nicht besser sein, jetzt wo die Saison bereits verloren ist. Doch für
einen Wechsel müssten sich Cheftrainer Rex Ryan und Manager Mike Tannenbaum
eingestehen, einen Fehler begangen und Millionen fehlinvestiert zu haben. Ob es
dazu kommen wird?
mh
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen