Sonntag, 27. Januar 2013

Warum die 49ers gewinnen?

Die Frage, wer nächsten Sonntag den Superbowl gewinnt – die Baltimore Ravens oder die San Francisco 49ers – kann stark verkürzt mit vier Wörtern beantwortet werden: Kaepernick,  Gore, Willis, Harbaugh. Wohl gemerkt, Jim Harbaugh, Cheftrainer der 49ers.

Kaepernick bei seiner Siegespose. Er hat sie sich als Marke eintragen lassen.


Colin Kaepernick
Wahrscheinlich der mutigste Wechsel in der gesamten Saison. Vielleicht sogar in der gesamten Sportgeschichte. Alex Smith, der unter Jim Harbaugh die beste Zeit seiner sportlichen Karriere erlebte – first Pick im 2005er NFL Draft, galt er die ersten Jahre auf Grund desolater Leitung als größter Reinfall – wurde nach einer Gehirnerschütterung durch Colin Kaepernick ausgetauscht. Zuvor führte Alex Smith die Liste der Quaterbacks mit der höchsten completion percentage (70%) an und hatte das dritthöchste passer rating (104.1). Kaepernick übernahm und wurde nicht wieder ersetzt. Er steht nun im Superbowl Finale, als einer der wenigen Quaterbacks der Geschichte, die die Saison von der Bank aus begonnen hatten. Kaepernick hat sich seine Position verdient. Die Green Bay Packers demolierte er beinahe eigenhändig. Er lief für 181 Yards. Im Durchschnitt mehr als 11 Yards pro Versuch. Und dennoch, berüchtigt ist er für seine Fähigkeiten zu werfen. Der ehemalige Basballspieler hat im College den Ball auf fast 150 km/h gebracht. Am Sonntag wird seine Wurftechnik den entscheidenen Vorteil bringen.

Frank Gore
Der Veteran, der im achten Jahr bei den 49ers spielt, profitierte letzte Woche im Spiel gegen die Atlanta Falcons am meisten von der Defensivstrategie der Gegner. Die Falcons wollten Kaepernick zwingen das Spiel werfend zu gewinnen und nicht wie gegen die Packers laufend. Gut gedacht. Doch Frank Gore kam in dem Spiel auf 90 Yards und lief im Durchschnitt mehr als vier Yards pro Versuch. Nach dem Spiel meinte Kaepernick, dass der Runningback die Mitte attackierte („Frank was hitt’in the middle.“) Und mit einem Lachen führte er weiter aus: „Wenn Frank für 5, 6, 7 Yards rennt, dann ist es nicht schwer […]. Ich werde ihm den Ball weiter geben, wenn er weiter so rennt.“ Die option wird auch die Taktik für den Superbowl sein. Entweder Kaepernick oder Gore. Die 49ers haben erfolgreich gezeigt, dass sie beide Varianten sehr ernst nehmen.  

Patrick Willis
„Patrick, ich brauch 100%igen Einsatz.” Dabei piekt er mit dem Zeigefinger wie wild auf den böse dreinblickenden Linebacker. Im nächsten Moment ist er den Tränen nahe und sagt: „…, weil ich mich sorge […]“ und liegt dem lachendem Willis in den Armen. Was die preisverdächtige Werbung mit dem sympathischen Schauspieler pointiert, ist: Die Verteidigung steht und fällt mit der Macht in der Mitte. Und damit steht und fällt auch der Superbowl. Deswegen funktioniert die Message der Werbung. Sie spricht die Empathie der Fans an. Patrick Willis, die Macht in der Mitte, trägt die Verantwortung, dass San Francisco zu den besten Verteidigungen der Liga gehört und das seit Jahren. Letztes Jahr schafften sie es sogar über mehrere Wochen keine Lauf-Touchdown zuzulassen. Am Sonntag wird es entscheidend sein Ray Rice, den Runningback der Ravens, zu stoppen. Ein schwieriges Unterfangen, das die 49ers unter Willis schaffen können.
 


Jim Harbaugh
Dass er brillant ist, bewies er eindrücklich. Jim Harbaugh machte Alex Smith wieder zu dem, der er einmal war, um ihn später durch eine bessere Option zu ersetzen. Im Nachhinein ein brillanter Wechsel. Auf einer anderen Position hat Harbaugh dagegen nicht so viel Spielraum. Sein Kicker David Akers begann die Saison mit einem Rekord. Ein 63 Yard-Fieldgold, das schafften vor ihm nur zwei andere. Danach ging alles den Bach runter. Er verschoss 13 mal. Ein weiterer Rekord? Wahrscheinlich nicht. Aber Harbaugh wird sich überlegen, ab welcher Weite und in welcher Situation er Akers schießen lassen will. Die Ravens sind in der Verteidigung gut aufgestellt. Der Superbowl wird vielleicht mit wenigen Punkten entschieden. Drei Punkte können über Sieg oder Niederlage bestimmen. Kann sich Harbaugh auf seinen Kicker verlassen? Das ist die Frage für Sonntag. Wahrscheinlich die einzige Frage, die sich 49er Fans vor dem Superbowl voller Angst stellen müssen.

mh

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