Montag, 28. Januar 2013

Warum die Ravens gewinnen?

Die Frage, wer nächsten Sonntag den Superbowl gewinnt – die Baltimore Ravens oder die San Francisco 49ers – kann stark verkürzt mit vier Wörtern beantwortet werden: Flacco, Rice, Lewis, Harbaugh. Wohl gemerkt, John Harbaugh, Cheftrainer der Ravens.

Joe Flacco
Vor der Saison belächelte man Joe Flacco. Er gab zu Protokoll, zu den besten Quarterbacks der Liga zu gehören, ELITE zu sein. Für jemanden ohne einen Superbowl-Ring wie ein Rodgers, Brews, Manning oder Brady eine ziemliche gewagte Aussage, aber alle diese Elite-Werfer sind nun schon raus aus den Playoffs. Nur Flacco ist noch übrigens im letzten Spiel des Football-Jahres. Ein Ring würde ihn eindeutig in diese Kategorie aufsteigen lassen und er tut derzeit alles, dass es so kommt. 
In den letzten 5 Spielen warf er 10 Touchdowns und keine Interception. In den Playoffs steht bisher ein Passer-Rating von 114,7 zu Buche - keiner ist besser derzeit und unter Druck zeigt er seine Klasse. Viel hat mit einem Trainerwechsel zu tun: Jim Caldwell wurde kurz vor Ende der regulären Saison vom Quarterback-Coach zum Offensive Coordinator befördert, nachdem Cam Cameron gefeuert wurde. Seit dem sieht die Ravens-Offense ganz anders aus und wird durch eines geprägt: Vertrauen!
Caldwell baute sich eine Taktik zurecht, der das beste aus seinen Offensivspielern herausholt und diese herausfordert, aber gleichzeitig auch bedingungslos vertraut. Bei kaum einem funktioniert dies besser als bei Joe Flacco. Er will es seinen Zweiflern und Kritikern beweisen und zeigt selbst bei schwierigsten Pässen unheimliche Präzision. Und vor allen Dingen: lange Pässe werden auf einmal gespielt, eine Strategie, die vorher dem Spiel der Ravens ziemlich abging. WR Torrey Smith entblöste so die Passverteidigung der Denver Broncos und Anquan Boldin kann endlich zeigen, dass er zu den sichersten und gefährlichsten Pass-Empfänger der Liga gehört.


Und auch wenn mit den 49ers eine der besten Pass-Verteidigungen der Liga wartet, konnte auch Julio Jones letzte Woche sie so richtig auseinandernehmen. Torrey Smith ist genauso eine "deep threat" und Flacco kann sie wunderbar bedienen. Und das Arsenal, was Flacco auch sonst zu Verfügung hat, wird die 49ers vor erhebliche Probleme stellen: TE Dennis Pitta ist eine ähnliche Waffe, wie Tony Gonzales letzte Woche - einige Experten sagen ihm ein großes Spiel vorher - und Boldin ist gerade bei dritten Versuchen der go-to-guy von Flacco, der als Leader dieser Offensive den Unterschied ausmachen wird.

Ray Rice
Wenn Flacco der Leader der Offensive ist, dann ist Ray Rice die Lokomotive, die offensiv alles anschiebt. Man kann kaum beschreiben wie wichtig er für das Team ist. Lange Zeit in der regulären Saison hab ich mich jedenfalls gewundert, warum man ihn nicht stärker Verantwortung übernehmen lässt. Vieles hatte im Nachhinein auch mit dem Offensiv-Trainer zu tun. Mit Jim Caldwell am Ruder, steigerte sich die Spielanteile für Rice und das Laufspiel deutlich. ESPN-Analysen verdeutlichen: Die Ravens liefen vor Caldwells Beförderung "nur" 40% der Spielzüge, nun sind es 49%, bei ersten Versuchen sogar bei 61% der Fälle. Zur Folge hatte dies 46 mehr Laufyards pro Spiel und das ohne das Pass-spiel zu schwächen. Eher das Gegenteil war der Fall: Durch das nun aggressivere Laufspiel - in dem der bisher kaum eingesetzten RB Bernard Pierce eine wichtige Rolle spielt, viel mehr Einsatzzeit bekommt und in 3 Playoffspielen insgesamt mehr als 300 Yards erlief - wird einerseits der Pass-Rush auf Flacco minimiert und es eröffnen sich ganz andere Möglichkeiten für lange Pässe oder kurze auf Pitta und Boldin. Für Sterling Sharpe als Experte bei NFL Playbook ein deutliches Zeichen, für den "Plan", der jetzt wieder die Baltimore Offense auszeichnet. Rice ist der Taktgeber für diesen Spielplan und er wird die 49ers Defensive genügend beschäftigen und verzweifeln lassen.

Ray Lewis
Was kann man eigentlich noch über diesen Typen schreiben? Ich weiß es nicht, aber vielleicht versuchen wir es in der Analyse zum Superbowl mal mit Fakten: In den ersten 6 Spielen der Saison, in denen Lewis auf dem Feld stand, siegten die Ravens 5 mal, ohne ihn in den folgenden 10 Spielen verloren sie 5 Spiele. Simple is that...: Er ist und bleibt der Fels in der Ravens Verteidigung und wenn er so gut spielt, wie letzte Woche gegen die Patriots, dann ist er auch mit seinen 37 Jahren noch ein bedeutender Faktor. Doch nicht nur er ist wieder auf einem großartigen Level angekommen: Terrell Suggs spielte letzte Woche groß auf, auch Haloti Ngata ist nach seiner Verletzungspause wieder da und gibt der Defense den nötigen Druck auf den Quarterback. Ansich ist aber die Erfahrung, das TEAM-spiel und die gute Abstimmung das beste an der Ravens Defense. Brain Billick als Ex-Ravens-Coach streicht dies heraus und gerade gegen die vielfältige 49ers Offense muss dies besonders passen. Vernon Davis konnte schon bei den letzten Aufeinandertreffen in Schach gehalten werden und es wäre wichtig, diese Option aus dem Spiel zu nehmen. Am schwierigsten wird es aber, die read-option-Offensive der 49ers zu verteidigen. Das gelang den Ravens gegen RG3 und die Redskins Ende der regulären Saison eher weniger gut, auch gegen Michael Vick Anfang der Saison gab es eine Niederlage, aber nun haben sie 2 Wochen zur Vorbereitung und schon damals hieß die Devise: Die Außenbahnen dicht machen und den jeweiligen Läufer (QB oder RB) den Weg durch die Mitte erzwingen. und da wartet: na klar: Ray Lewis. Er hat schon jetzt 44 Tackles in der Post-Season gesammelt und es werden einige mehr hinzukommen. Seine Geschwindigkeit ist zwar nicht mehr die beste, aber seine Übersicht und Erfahrung wird den Ausschlag geben. Sein letzter Weg wird siegreich enden!

und: Ray Lewis ist ein Antreiber ohne gleichen...

John Harbaugh
Neben Jim Harbaugh mit Colin Kaepernick hat auch Bruder John in dieser Saison eine weitreichende Veränderung an seinem Team während der Saison vorgenommen: Der Wechsel auf Jim Caldwell als Offensive Coordinator war nicht leicht, aber zahlt sich schon jetzt aus. und das Team musste auch durch andere schwierige Situationen durch: Der Tod von Torrey Smith's Bruder kurz vor dem Monday Night Spiel gegen die Patriots, welches sie auch dank ihm gewannen, Ray Lewis Verletzung und weitere Ausfälle von wichtigen Spielern. Durch alle Täler ging dieses Team gemeinsam und das ist ein Verdienst von Coach Harbaugh. Ein interessanter Artikel bei ESPN stellt aber nicht diese gemeinsamen Nackenschläge als prägend dar, sondern eine Teamsitzung während der Bye-Week der Ravens. Der Coach wollte nach einer Horrorniederlage gegen die Texans trainieren lassen, die Spieler murrten. Was folgte war ein Teammeeting, in dem der Trainer seinen Spielern zuhörte, ihnen erklärte, wie er spielen will und wir er sich ein Team vorstellt. Seitdem verstehen sich die Spieler und Trainer noch mehr als Team, das füreinander kämpft, und selbst Ed Reed strich dies und die Bedeutung des Trainers hierbei kurz nach dem Superbowl-Einzug heraus. Diese Leadership wird den Ravens am Ende den Sieg bringen.

ms

2 Kommentare:

  1. Wenn man bedenkt wie Flacco in der regular Season teilweise kritisiert wurde dann freue ich mich, das er es den Kritikern jetzt mal zeigen kann. Obwohl so lange keine Interception mehr..... Ist schon ungewöhnlich für ihn. Ich befürchte fast das er dieses Spiel versaut.... Ist aber nur ein bauchgefühl. Ich hoffe aber für R.Lewis das er mit seinem 2 Ring in Rente geht..... Der Mann ist einfach eine Granate.

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    1. speeking of bauchgefühl...: ich bin auch immer noch skeptisch gegenüber Flacco. Die Statistik spricht jedoch derzeit für ihn und er scheint sich in seiner erweiterten Führungsrolle zu gefallen. Ray Lewis sagt ja auch ständig, wie gut er ist, gerade wenn keiner an ihn glaubt. Die Ravens O-Line wird entscheidend sein: beschützt sie Flacco gut, dann gewinnen sie. unter Druck jedoch wird auch er Fehler machen...
      und sicherlich nicht weniger Fans und Spieler würden es ihm gönnen!

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