Freitag, 23. März 2012

NFL statuiert Exempel – Saints müssen harte Strafen im „Bounty-Skandal“ hinnehmen

Im Skandal um sogenanntes „Kopfgeld“ (engl. bounty) auf gegnerische Spieler der New Orleans Saints sprach die NFL am Mittwoch erste abschreckende Strafen für die wichtigsten beteiligten Verantwortlichen aus und sendete damit eine eindeutige Botschaft: Jede Form von Wetten auf bzw. gegen die Gesundheit von gegnerische Spielern wird ab sofort mit aller Härte bestraft. Zu Recht!!

„Kopfgeld“ auf gegnerische Spieler
Wir hatten schon vor kurzem über die Gerüchte berichtet, dass Spieler und Trainer der New Orleans Saints oder auch befreundete Personen von außerhalb Geld angeboten haben, wenn Gegner während des Spiels verletzt würden. Als eine Art Ansporn für die eigenen Spieler noch härter zu spielen, als bisher schon.
Härte ist okay und gehört zum Football wie die Schutzkleidung, aber Geld auf die Gesundheit gegnerischer Spieler zu wetten, ist wohl das unverständlichste, was es gibt im Sport.
Und wir reden hier nicht über irgendwelche Spieler – meist standen die Quarterbacks wichtiger Saints-Gegner auf der Liste, für deren Aus-Knocken es einen Bonus gab. Nicht auszudenken, wenn einer dieser Spieler sich wirklich ernsthaft verletzt hätte. So wies der jetzt kursierende NFL Untersuchungsbericht nach, dass nicht nur Brett Favre (als Minnesota Vikings QB im NFC Championship Game 2009) zur Zielscheibe wurde – LB Jonathan Vilma hatte dafür sogar 10.000 Dollar geboten – auch andere QBs standen auf der Liste, unter anderem Kurt Warner, Cam Newton und der diesjährige MVP Aaron Rodgers. Auf diesen soll ein „Freund“ von außen 5.000 Dollar gesetzt haben, wenn einer der Saints ihn im NFL-Saison-Eröffnungsspiel 2011 gegen die Green Bay Packers aus dem Spiel knockt - wohl gemerkt erlitt Rodgers in der 2010er Saison schon 2 Gehirnerschütterungen und musste daraufhin pausieren...
Unfassbar, gerade da die NFL schon 2010 Untersuchungen im Fall der Saints eingeleitet hatte, die Saints-Verantwortlichen aber damals bestritten, dass es sowas wie Kopfgeld in ihrem Verein gäbe. Der besagte „Freund“ war Mike Ornstein, der stark bei den Saints involviert, mit den Trainern per Du ist und alle Saints-Verantwortlichen und Spieler wissen lässt "If you need anything, just let me know." Er bezahlte mehrmals Geld in den „Pott“, der dann an Spieler ausgezahlt wurde. Und obwohl die NFL schon 2010 untersuchte, konnte Ornstein noch 2011 auf dem Saints Vereinsgelände frei herumlaufen.

Gesammelten Beweise erdrückend
Die Untersuchungen der NFL geben aber nun detailliert Auskunft und NFL-Commissioner Roger Goodell sagt offen, dass man „belogen“ worden sei. Dies macht die Sache unschöner und die Strafen noch härter.
Die Saints hatten über 3 Jahre ein ganzes Programm an Belohnungen für Interception, Sacks, aber eben auch für die Verletzung gegnerischer Spieler. Überwacht wurde das alles vom damaligen Defense Coordinator Gregg Williams, der den Auftrag von Head Coach Sean Payton bekommen hatte, die Verteidigung „nasty“ zu machen… - Hart spielen ist ok, aber so etwas geht gar nicht! Nicht nur, dass damit geltendes NFL-Recht gebrochen wird, auch moralisch ist solch ein System nicht akzeptabel. Profis mit Geld für ein „nasty“-Spiel zu motivieren und die Verletzung von Gegnern billigend in Kauf zu nehmen???

Goodell zieht seine Linie durch
Dementsprechend sind die jetzt ausgesprochenen Strafen für die Beteiligten gerechtfertigt. Head Coach Sean Payton wird beginnend mit dem 01.April 2012 für ein ganzes Jahr ohne Bezahlung suspendiert und fehlt den Saints dadurch sowohl beim diesjährigen Draft (bei dem der Verein zudem einen Zweitrunden-Pick entzogen bekommt), als auch im nächsten März, wo wichtige Entscheidungen zu Free Agents etc getroffen werden. Auch Assistenzcoach Joe Vitt wird für 6 Spiele gesperrt und der GM des Verein Mickey Loomis für 8 Spiele. Der Verein muss zudem 500.000 Dollar Strafe zahlen. Der Hauptverantwortliche für das „bounty“-Programm, Gregg Williams, jetzt in Diensten als DC in St.Louis, wird bis auf Weiteres von der NFL suspendiert – kann gut sein, dass er nie mehr als Coach in der NFL tätig sein wird.


Wehret den Anfängen
Mag sein, dass dies alles sehr gute Coaches – in ihrem wahrsten Wortsinne Football-Lehrer – gewesen sind, aber der Mangel an Unrechtsempfinden und Naivität ist nicht zu Übersehen. Zu glauben, das wäre alles nicht so schlimm und verändere nicht die Dimension des Ganzes, ist nicht haltbar.
Die NFL hat richtig reagiert und ein deutliches Zeichen gesetzt - mit hoffentlich abschreckender Wirkung…
Für die Saints wird es jetzt ein schwieriger Weg: Master-Mind Sean Payton wird ihnen in der kommenden Saison fehlen, der Verbleib von Star-QB Drew Brees muss jetzt mit allen Mitteln erreicht werden, aber die Härte des Urteils lässt vermuten, dass auch Spieler, wie z.B. Jonathan Vilma erheblich bestraft werden könnten – die Folgen davon könnten für die Saints noch gravierender werden.
Sie werden dieses Jahr wohl andere Dinge zu tun haben, als sich mit dem Superbowl 2013 im heimischen Superdome von New Orleans zu beschäftigen…

ms

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