Samstag, 28. Januar 2012

Blutige Hunde im Superbowl?

Wenn am 5. Februar (6. Feb. 1.00 Uhr MEZ) die New York Giants gegen die New England Patriots im Superbowl gegeneinander spielen, dann werden sich die deutschen Medien in der Berichterstattung um das größte Einzelsportereignis wieder gegenseitig mit Klischees übertreffen. Grobes Unwissen und mangelnde Empathie sind alljährlich der Grund für die klischeehafte Bezeichnung von Spieler als „Gladiatoren“ (vgl. zB. http://www.faz.net/aktuell/sport/american-football-die-ravens-gewinnen-den-d-efense-day-116371.html). Warum eigentlich Gladiatoren? Um auf die vermeintliche Härte des Sports anzuspielen? Ein weitgefehlter Irrglaube. Sicherlich, American Football ist ein Kollisionssport, aber ein Wettstreit um Leben oder Tod – das ist ein wenig übertrieben. Vielleicht erinnert der Helm auch nur an einen antiken Helm? Darüber hinaus ist Football nicht der verletzungsgefährlichste Sport. Statistisch gesehen, passieren im Basketball mehr Verletzungen, obwohl Körperkontakt hier verboten ist (vgl. http://www.forbes.com/2006/11/15/sports-injuries-fitness-forbeslife_cz_cs_1114dangersports.html). Und Football an zweiter Stelle wird dicht gefolgt von Fahrradfahren. In Deutschland gehören Handball und Fußball zu den gefährlichsten Sportarten.

Viele Football-Spieler machen es den ungeübten Reporten aber auch nicht leicht und kokettieren mit dem Bad-Boy-Image. So zum Beispiel Greg Jennings von den Green Bay Packers, der am 05.10.2011 in einem Interview das kommende Spiel gegen die Atlanta Falcons als einen Hundekampf sehen wollte (vgl. http://www.nfl.com/videos/nfl-player-interviews/09000d5d822dcbd5/Jennings-It-s-going-to-be-a-dogfight). Ebenso Steven Jackson, Running Back von den St Louis Rams, der vor dem Spiel gegen die New Orleans Saints meinte: „Wir müssen Blut in unserem Mund spüren“. Wochen später sah er im feinsten Zwirn im Fernsehstudio und diskutierte in eloquenter Weise über die Verpflichtung von Jeff Fisher als Cheftrainer.
Offensichtlich wird das Bild von dem harten Spieler instrumentalisiert und spielt zahlreichen Reportern zu. Doch kein Footballspieler überlebt als Berufssportler, wenn er sich dieses Klischee zu Herzen nimmt. Fernab von naiven Zuweisungen werden Spiele, besonders die in den Playoffs, mit Verstand gewonnen. Tom Brady von den New England Patriots und Payton Manning von den Indianapolis Colts sind der einschlägigste Beweis für das Argument. Beide habe es perfektioniert die Defense der Gegner zu lesen und an den Schwachstellen zu attackieren. In den letzten Sekunden verändern sie die Spielzüge und geben den Gegner wenig Zeit sich neu aufzustellen. Ein kurzer schneller Pass wird kurzerhand zu einem tiefen Pass, weil der Receiver an der Line of Scrimmage gedeckt wird und kein Safety hilft. Ist die Defense noch nicht bereit oder es sind zu viele Spieler wegen langsamen Auswechselns auf dem Feld, Brady und Manning wissen das für sich auszunutzen. Ein wesentlicher Grund warum die Giants im Superbowl sind, ist nicht nur das wichtige Verteidiger gesund sind, sondern auch das sie es besonders gut verstanden haben, die Aufstellung der Gegner zu analysieren und sich anders zu organisieren. Dies hat das Wild-Card-Spiel gegen die Atlanta Flacons aufgezeigt. Matt Ryan ändert den Spielzug an der Line of Scrimmage, die Giants sehen das und ändern ihre Aufstellung ebenfalls. Gut zu sehen am wilden Hände Klatschen vom middle linebacker Chase Blackburn, dem Quaterback der Defense, der erst im November wieder in Team aufgenommen wurde.

Chris Harry, ein Journalist von Sports Illustrated, bezeichnete erst kürzlich das Erzwingen eines Fumbels als Kunst (vgl. http://sportsillustrated.cnn.com/2012/writers/chris_harry/01/24/art.of.fumble/index.html ). Jacquian Williams von den New York Giants, der Kyle Williams bei einem Punt-Return in der Verlängerung den Ball aus dem Arm schlug würde nicht mehr tun als Picasso wenn er ein Bild malt. Das mag ein wenig überspitz formuliert sein, ist aber trotz allem ein Argument.Härte, blutige Münder und Hundekämpfe bringen einen nicht weiter in der NFL. Verständlicherweise wollen einige Spieler ihren Marktwert erhöhen und instrumentalisieren sich, um ihre Zielgruppe anzusprechen. Doch warum muss das so plump sein? Arian Foster, Running Back der Houston Texans, macht es mit Stil. Unlängst behauptet ein Fernsehreporter zu Fosters extravaganten Kleidungen, auf ihn hätte sich der Kleiderschrank einer Elfe übergeben. Oder Gronkowski, Tight End bei den Patriots, der sich an einem freien Tag mit freien Oberkörper und einem Porno-Star ablichten lies.

Warum geht es nicht so? Warum müssen immer die plumpen Klischees bedient werden?

mh

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